Am Ursprung

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Root Leeb erzählt in „gespräche auf dem meeresgrund“ die Geschichte dreier Menschen, die sich ein Schicksal teilen: sie sind Gestrandete auf dem Meeresgrund. Ihr Leben an Land ist zu Ende, sie sind zurück am Ursprung des Lebens, verunglückt, zurückgelassen, ertrunken auf hoher See.
Wir hören den Einen, der schon lange dort unten ist, den anderen, der neu ist in dieser Welt, mit der er zu hadern scheint. Dann, etwas später, kommt noch die Dritte hinzu, die Angst vor Männern hat, der das Grauen einer Folterung in den Gliedern steckt. Alle drei erinnern sich dort unten am Grund an das Leben und an Verletzungen.

Es passiert nicht viel in dieser Erzählung, die dahinzuplätschern scheint, ohne je langweilig zu werden.
Dies gelingt der Autorin durch die Kombination einer einzigartig rhythmisch-leisen Sprache mit einem großartig erdachten Setting. Dass Sprache in der Tiefe keine Rolle spielt, dass alle dasselbe Schicksal teilen, dass niemand mehr Lügen kann, ist schön erdacht. Die Gedanken auf dem Meeresgrund sind frei, allerdings nicht mehr geheim, denn als Untergegangene:r kann man sie hören. Die Schicksale aller je im Meer Verunglückten, ob im Indischen Ozean oder im Mittelmeer, sind durch eine gemeinsame „Sprache“ miteinander verbunden.
Dass Meeresgott Poseidon sich nicht um die Wesen schert, lässt sich vielleicht damit erklären, dass sie ihm fremd sind in seiner Unterwasserwelt.

Ich habe dieses kleine Büchlein sehr gerne gelesen, spürte den Druck des Wassers und eine Beklemmung, die wohl daher rührt, dass sich unter Wasser nicht ein einziges Mal atmen ließe. Sogar meine innere Stimme klang beim Lesen gedämpft.
Die Illustrationen der Autorin runden das (Kunst)Werk ab.