Ausflug an den Meeresgrund

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„„Man lernt das Meer ja sonst eher von der Oberfläche her kennen“, sagt der Andere. „Das heißt, man sieht das unendlich weite Blau, das Licht, die Sonnenstrahlen auf den Wellen. Man spürt die salzige Brise. Und man hat Urlaub und ungeheure Freiheitsgefühle …“
„Als ich das Meer zum ersten Mal sah, erschien es mir wie silberne Seide, oder gekräuselter Chiffon oder blauer Krepp, …“, sagte die Dritte träumerisch und hält inne“ (S. 39).

Auf dem Meeresgrund treffen sich ein Fischer aus Gambia, ein Rechtsanwalt für Asylrecht aus Europa und eine Soziologin aus einem Kriegsgebiet, die sich auf dem Festland vorher noch nie begegnet sind.
Die drei Personen befinden sich in einem Zustand, der für sie selbst zuerst völlig unklar ist - sie kommen ins Gespräch und führen als der Eine, der Andere und die Dritte einen Trialog über verschiedene Themen. Das spannende daran, nicht nur das Gesagte wird für die Menschen auf dem Meeresgrund hörbar, sondern auch die eigenen Gedanken kommen hier ans „Tageslicht“.

Die Autorin Root Leeb, die ich bisher als Illustratorin der Bücher von Rafik Schami oder John Strelecky kenne, liefert hier eine poetische Erzählung. Das schmale Buch (147 Seiten) wurde von mir an einem Vormittag inhaliert. Es ist flüssig geschrieben und wie bereits erwähnt, sind die Themen breit gestreut. Beispielsweise philosophiert das Trio über Rassismus, Diskriminierung, Klimawandel und die Stellung der Frau innerhalb der Gesellschaft.
Leeb schneidet die Themen dabei nur an, die Leserschaft ist selbst gefordert sich Gedanken zu machen. Bei mir hat dieses Vorgehen gewirkt.

Das Buch hätte für meinen Geschmack noch länger sein dürfen, insgesamt wurde ich am Ende jedoch zufrieden zurückgelassen und habe den Ausflug an den Meeresgrund nicht bereut. Außerdem sind innerhalb der Geschichte Malereien der Autorin, welche die Stimmung auf dem Meeresgrund unterstreichen.