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gracejones Avatar

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Tja. Nun. Ich habe dieses Buch abgebrochen. Dabei klang die Idee ganz interessant: Drei Menschen treffen sich auf dem Grund des Meeres: der Eine, der schon lange dort liegt, der Andere, der neu gekommen ist und die Dritte, die als letztes zur Runde dazu stößt. Alle drei sind tot und haben nun auf dem Meeresgrund eine Unendlichkeit vor sich, in der sie ihre Leben reflektieren und ihre Gedanken teilen. In der Leseprobe wurde klar, dass der Eine einen im Meer ertrunkener Flüchtling darstellen soll. Das fand ich ungewöhnlich und war interessiert. Allerdings gewann das ganze Buch - ironischerweise, bedenkt man den Titel - keine Tiefe. Themen wie Migration und Flucht, Ungleichheit, Sexismus etc. werden lediglich angeschnitten. Am meisten gestört haben mich allerdings die Dialoge, die unglaubwürdig und stellenweise fast schon infantil klangen. Bei einem Buch mit Gesprächen im Mittelpunkt eigentlich fatal. Dass die Autorin dann noch Nereiden und Poseidon auftreten lässt, hätte eventuell interessant werden können. Allerdings verkommen die Nereiden zu närrischen, kichernden Meerjungfrauen und Poseidon zu einem grummelnden Alten und bleiben eher Cartoon-Figuren. Gerade die Darstellung der Meerjungfrauen fand ich schwierig. Die Autorin will Sexismus kritisch thematisieren, aber in ihrem Buch werden Frauenfiguren dennoch sexistisch dargestellt, mindestens klischeehaft. Hin und wieder konnte man sich den ein oder anderen gelungenen Satz herauspflücken, aber das reichte mir persönlich nicht, um mich hier bis zum Ende bei der Stange zu halten.

Später habe ich in einer anderen Rezension gelesen, dass der Verlag ein Imprint des antroposophischen „Freihes Geistesleben“-Verlags ist, der auch waldorfpädagogische Bücher verlegt. Das wäre für mich eigentlich eine redflag gewesen. Muss man mMn nicht unbedingt unterstützen.