Diese Gespräche sind wirklich äußerst interessant!

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gaia Avatar

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Die junge, irische Autorin Sally Rooney zeichnet in ihrem ersten Roman das Bild einer Einundzwanzigjähigen, Frances, die vielleicht autobiografische Züge aufweist, vielleicht auch nicht. Aber sie ist zumindest - ebenso wie Rooney - eine vielversprechende, junge Dichterin, die mit ihrer ersten, aber verflossenen Liebe, der (weiblichen) Bobbie, ein Spoken-Word-Duo bildet, als Freunde nicht als Paar. Frances bisexuell, Bobbie lesbisch. Und in den Topf wird dann noch ein Ehepaar, 10 Jahre älter, mit ihren eigenen Problemchen, geworfen, welches das freundschaftliche und sexuelle Miteinander ganz schön durcheinander würfelt.

Zu Beginn des Romans habe ich mich zunächst an den - auf den ersten Blick - sehr einfachen Schreibstil gewöhnen müssen. Es wird jedoch sehr schnell klar, dass Rooney ihr Fach außerordentlich gut beherrscht, denn nichts ist hier oberflächlich oder gar "einfach". Viele Passagen haben eine meinungsstarke Tiefgründigkeit, welche vielleicht auf den ersten, schnellen Blick gar nicht gleich entdeckt würde. Wer sich einlässt auf die präzisen Schilderungen der Autorin, wird mit einem sehr mitreißenden Roman belohnt. Rooney gelingt es, durch die Wendungen im Roman, die Sympathien für oder gegen so manche Figur mit nur einem Satz wechseln zu lassen. Man vergleicht sich selbst und eigene Einstellungen mit immer anderen Protagonisten aus dem Buch. Keineswegs ist Frances eine reine Sympathieträgerin in ihren Gedanken, Gefühlen und Handlungen. Trotzdem hofft man mit ihr bis zur letzten Seite.

Ich habe den Roman bis zum letzten Satz (ein großartig platzierter letzter Satz übrigens) eingesogen. Das Buch hat mich mit vielen Denkansätzen (im positiven Sinne) zurückgelassen, die noch lange nachhallen werden. Das Buch bekommt von mir eine definitive Leseempfehlung und ich bin schon sehr gespannt auf die deutsche Veröffentlichung Rooneys bereits auf Englisch erschienen, neuen Romans.