Jugendlicher Leichtsinn oder doch Ernst des Lebens

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miro76 Avatar

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Francis ist Literaturstudentin und schreibt Lyrik, die sie mit ihrer Freundin Bobby bei Poetry Slams auf die Bühne bringt. Die beiden sind damit erfolgreich genug, dass Melissa, eine Autorin und Fotographin auf die aufmerksam wird, um einen Artikel über sie und ihre Kunst zu veröffentlichen.

Die beiden freunden sich an mit Melissa und deren Mann Nick, die fest in Dublins Kulturbetrieb verankert sind. So trifft jugendlich-revolutionäres Denken auf Establishment. Bobby und Francis schwanken zwischen Bewunderung und Verachtung; zwischen Demontage und Neid. Die Gefühle, die ins Spiel kommen werden in diesem Spannungsbogen fast aufgerieben und Francis verliert sich fast komplett darin.

Sally Rooney hat diesen Roman in lockerer, jugendlicher Sprache verfasst. Wir folgen den Gedanken von Francis fast wie in einem Gespräch mit ihr. Sie scheint einerseits erwachsen, ist aber in ihrer emotionalen Entwicklung jünger als sie selbst es meint. Sie schafft es nicht, ihre Gefühle zu artikulieren oder zu akzeptieren. In ihrer Verleugnung wirkt sie kalt und arrogant.

Sie leidet sehr, als ihr Kartenhaus einstürzt. Doch Entwicklung findet sich wenig. Allerdings muss man ihr zugutehalten, dass der Roman einzig einen Zeitraum von wenigen Monaten abdeckt. Trotzdem hat mir da was gefehlt. Sie wirkt so wankend, wie ein Blatt im Wind.

Die Bewertung fällt mir nicht leicht bei diesem Buch, denn sprachlich und stilistisch finde ich es großartig. Inhaltlich konnte es mich leider nicht ganz überzeugen. Es ist auf jeden Fall ein vielversprechendes Debüt und ich bin neugierig auf den nächsten Streich dieser jungen Autorin. Trotzdem reicht es nicht für 4 Sterne. Es ist quasi eine 3+.