War nicht meins...

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corsicana Avatar

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Dieses Buch wurde sehr gelobt. Daher habe ich es in der Städtbücherei direkt mitgenommen, als es dort zur Ausleihe bereit stand. Und sogar die Sondergebühr für Top-Titel gezahlt. Dann noch 2 x verlängert, wieder gegen Gebühr. Und irgendwann gemerkt, dass es gar nicht an mangelnder Zeit zum Lesen lag, dass ich mit dem Buch nicht weiterkam. Sondern an dem Buch - und an mir als Leserin. Vielleicht bin ich nicht im richtigen Alter für das Buch. So als Leserin 50+ hat man doch schon einiges erlebt. Und Und auch wenn ich persönlich noch keine Ménage-a-quatre erlebt habe, so bin ich doch tolerant und offen genug, das nicht als ein Schock-Element zu sehen. Und außerdem wird es im Buch eher als Jungmädchen-Eifersuchts-Drama dargestellt, zumindest im ersten Drittel des Buches: Oh, die Exfreundin scheint eifersüchtig, weil die Protagonistin sich in einen Mann verliebt. Oh, wie das? Und dann ist das auch noch der Ehemann der Frau, in die sich die Ex-Freundin der Protagonistin verliebt hat? Noch mal Oh?


Sooo cool scheinen die jungen Menschen nicht zu sein, wie sie tun.

Was mir aber vor allem die Lektüre erschwert hat. war die Tatsache, dass ich zur Protagonistin keinen Draht bekam. Ich konnte sie überhaupt nicht einschätzen. Das war sicherlich ein Stück weit gewollt. Denn die Protagonistin scheint sich selbst nicht zu kennen. Sie sieht sich selbst als unvollkommen, uninteressant, ohne Ziele, ohne Ehrgeiz. Aber eigentlich ist sie eine recht bekannte, aufstrebende Poetry-Slammerin (oder so was ähnliches), studiert recht erfolgreich am berühmten Trinity-College in Dublin, arbeitet in einer Literaturagentur und wird von ihren Mitmenschen als begabte Nachwuchsdichterin gesehen. Aha. Und einmal sagt sie selbst, als sie ein Foto von sich in einer Zeitung sieht: "ich sah gelangweilt und interessant aus". Diese Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung hat die Autorin sehr gut beschrieben. Überhaupt: Die Autorin kann gut schreiben, fängt Stimmungen gut ein durch Beschreibungen von Alltäglichkeiten.

Leser zwischen 18 und 30 mögen sich hier wiedererkennen. Oder gerne wiedererkennen wollen. Denn wer möchte sich nicht in solch einem coolen, intellektuellem Umfeld sehen, wie im Roman beschrieben? Zwei attraktive Studentinnen, eine renommierte Fotojournalistin und ein attraktiver Schauspieler - welch interessante Kandidaten für eine Ménage-a-quatre. Wenn auch meilenweit vom Leben der meisten Menschen entfernt. Aber eigentlich lese ich lieber über die meisten Menschen - das finde ich persönlich weitaus interessanter.