Schwaches Durcheinander von Namen und Sonstigem

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
laberlili Avatar

Von

Ich bin ein wenig überrascht, dass die Druckausgabe hier so ein fetter Schinken ist: Während des Lesens des eBooks kam mir dieser Serienauftakt (ergo: nicht in sich abgeschlossener Roman) sehr viel kürzer vor, was allerdings nicht daran liegt, dass ich die Geschichte als derart ungemein kurzweilig empfunden haben würde, sondern viel mehr daran, dass, und zwar trotz zweier Todesfälle, nicht wirklich etwas passiert ist (und alles, was geschah, wiederholte sich im Grunde genommen ständig, da Dasselbe immer anderen Figuren widerfuhr) und sich das eBook „mal eben“ weglesen ließ.
Ich hatte mir diesen Jugendthriller sehr viel spannender und intensiver vorgestellt; ich fand die Idee einer Gruppe, die sich für Mobbingopfer einsetzt bzw. diese rächt, auf Anhieb interessant – leider bleibt im Roman relativ unklar, was DGM bisher eigentlich angestellt hat; auf den ersten Seiten werden sie bereits als ein regelrechter Mythos der Schule beschrieben, aber wie genau die unbekannte Gruppierung es zu diesem „Ruhm“ geschafft hat, bleibt unklar: Wer ist bisher wie an wem gerächt worden? Bald wird zwar ein vom Coach getriezter Mitschüler gerächt, aber das Ganze wirkt eher wie ein amüsanter Streich – der Coach wird blamiert, aber ein so krasses Bloßstellen war das nun nicht.
Insgesamt blieb es mir ein wenig rätselhaft, wieso man DGM unbedingt enttarnen wollte und weshalb DGM hier als absolutes Feindbild konstruiert worden war (weil eben an keiner Stelle erwähnt wurde, worin DHMs Wirken zuvor bestanden hatte); auch dass DGM gleich als Mörder in den Fokus rückte, wirkte auf mich an den Haaren herbeigezogen.

Schwierig fand ich auch die vier Protagonistinnen, die nur im DGM-Verborgenen „offiziell“ miteinander zu tun hatten, während sich im Schulalltag ihre privaten Wege doch auch mal kreuzten (so verliebt sich die Eine zum Beispiel in den Ex der Anderen), die im Privatleben aber völlig anders verliefen. Es gibt sehr viel typische Teeniedramen (die Tochter des Senators, die diesem als schwarzes Schaf der Familie gilt; die vormals selbst Gemobbte, die nach einem Suizidversuch von ihren Eltern mit Argusaugen beobachtet und mit einem genauestens durchgetakteten Terminplan belegt wird; die ambitionierte Schauspielerin, deren Mutter selbst vom Schauspielern in den Alkoholismus abgestürzt ist und ihre Karriereziele nun auf die Tochter projiziert…, gepaart mit den ganzen pubertätsüblichen Techtelmechteleien und Eifersuchtsdramen) und die Perspektive wechselt ständig von einer Protagonistin zur nächsten: Ich hatte angesichts all der Namen echt Schwierigkeiten, diese ganzen Figuren auseinanderzuhalten – bis hin zu dem Punkt, an dem ich hoffte, es würde endlich mal die ein oder andere tragende Figur der Geschichte aus dem Weg geräumt werden, um einen besseren Überblick zu erhalten.
Unglücklicherweise erwischte es dann aber doch nur Personen, bei denen es mir völlig egal war, dass sie weg waren: Person 1 war kaum erwähnt worden und hm, Person 2 war ein derartiges arrogantes Ekelpaket gewesen, dass er zudem die einzige Figur war, die definitiv ein Alleinstellungsmerkmal besaß. Dem besseren Durchblick hat es da also auch nicht geholfen.

Tatsächlich fand ich es noch am Interessantesten, wie es den Protagonistinnen in ihren teils prekären Elternhäusern erging und wie sie mit den dortigen Verhältnissen umgingen, was allerdings auch nur schwach beleuchtet wurde: Grundsätzlich ging es eigentlich bloß darum, dass sich DGM bedroht sah und im Grunde genommen fast jedes Mitglied früher oder später mit einem eigenen dunklen Geheimnis konfrontiert wurde, das es verzweifelt geheimzuhalten versuchte.
Wie anfangs gesagt: wirklich viel passiert ist jedoch nicht; nach dem Ende des Buchs bin ich eigentlich genauso schlau wie am Anfang; einerseits würde ich nun zwar schon gerne wissen, wer jetzt eigentlich der ganz große Antagonist ist, der DGM herausfordert, aber andererseits habe ich kein rechtes Interesse daran, die Fortsetzung zu lesen. Da würde es mir vollauf reichen, einfach bloß noch den Namen des Bösewichts genannt zu bekommen.