Das fehlende Puzzleteil

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wacaha Avatar

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Nadja hat eigentlich alles, was man für ein glückliches Leben braucht: Einen liebenden Ehemann, eine intelligente erwachsene Tochter und ein Haus im beschaulichen Niersbach. Doch tief in ihrem Inneren hat sie sich immer unvollkommen gefühlt, hat gespürt, dass ein wichtiger Teil fehlt. Ob es daran liegt, dass sie als Kleinkind adoptiert wurde? Das fehlende Puzzlestück scheint sie gefunden zu haben, als Nadja eines Tages eine Stimme im Radio hört, sie sich wie ihre anhört. Sie gehört Pia, die sich als ihre Zwillingsschwester herausstellt. Nadja und Pia begeben sich gemeinsam auf die Suche nach ihrer gemeinsamen Vergangenheit und wühlen jede Menge Staub auf. Sie entdecken dunkle Geheimnisse, die niemals ans Tageslicht hätten kommen sollen und lernen dabei auch neue Aspekte an sich selbst und entwickeln ihre neu entstandene Schwesternschaft weiter, die nicht so unkompliziert ist, wie sie den beiden auf den ersten Blick erschienen ist.

„Geteilt durch zwei“ ist eine sensible Geschichte über eine Frau, die sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit begibt. Im Gegensatz zu den meisten Romanen über Zwillinge fand ich spannend, dass das Buch nicht mit dem Finden der verschollen Schwester geendet, sondern erst angefangen hat. Gerade das Kennenlernen, das Herausfinden von Ähnlichkeiten aber auch Unterschieden und die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, hat mich berührt und nachdenklich gestimmt.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und treibt die Geschichte gut voran, auch werden Gefühle wie die tiefe Verbundenheit zwischen Zwillingen oder Nadjas Sehnsucht zu wissen, wo sie herkommt gut transportiert, auch wenn sich die Geschichte an manchen Stellen etwas zieht.

Sehr abwechslungsreich und interessant fand ich, dass die einzelnen Kapitel nicht nur in unterschiedlichen Zeiten spielen, sondern auch aus Sicht von verschiedenen Personen geschrieben sind. So verschwimmt Vergangenheit und Gegenwart ineinander und die Perspektiven verschiedener Personen auf dasselbe Geschehen werden deutlich. Der Leser erhält somit einen umfassenden Überblick auf die Gefühle und Beweggründe der Figuren und kann deren Entscheidungen verstehen und nachvollziehen.

Insgesamt habe ich die Personen als authentisch empfunden, sie wurden facettenreich mit all ihren Stärken und Schwächen dargestellt – auch wenn nicht jede sympathisch ist. Besonders schön fand ich, wie die Autorin die subtilen Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen den beiden Schwestern herausgearbeitet hat.

Das Cover ist stimmig zum Inhalt der Geschichte: Die Frau, die im Wasser ihr Spiegelbild betrachtet symbolisiert für mich sehr gut Nadja, die ihre fehlende Hälfte, ihre Zwillingsschwester sucht ohne zuvor zu wissen, dass es sie gibt.

Fazit:
Ein berührender, tiefgreifender Roman der ein ernstes Thema sensibel darstellt und eine Frau auf der Suche nach ihrer Vergangenheit und sich selbst begleitet.