Überraschender Tiefgang

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apomaus Avatar

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Als ich die Leseprobe gelesen hatte, war meine Begeisterung gering. Eine Zwillingsgeschichte, so dachte ich, nach vielen Jahren treffen sie sich wieder und sind glücklich und merken endlich, was ihnen immer gefehlt hatte. Leicht kitschig, kein Nachhall.
Da habe ich mich getäuscht und ich bin froh, dass ich in der Verlosung zu dem Buch gekommen bin. Barbara Kunrath ist hier ein Roman mit viel Tiefgang gelungen. Die Geschichte der unglücklichen Familie, deren Zentrum die Zwillingsschwestern Nadja und Pia bilden, ist mit großer Empathie aus der Sicht der verschiedenen Beteiligten beleuchtet: die Schwestern Nadja und Pia, ähnlich und doch sehr verschieden, Nadjas Adoptiveltern, Pias Adoptiveltern, die Mutter der Zwillinge, der Vater der Zwillinge. Einerseits baut die Autorin eine gewisse Spannung auf, bis die reichlich verworrenen Familienverhältnisse sich klären, andererseits nimmt sie sich viel Zeit und schildert packend die Gedanken und Gefühle der Beteiligten. Stets glaubwürdig werden die Beweggründe erzählt, die zu den Verhältnissen geführt haben, die Nadja langsam klar werden. Und Barbara Kunrath verzichtet weise auf ein tränenreiches Happy End, in dem sich alle verzeihen und in den Armen liegen. Dadurch behält das Buch seine Glaubwürdigkeit bis zum Schluss. Lesenswert!