Das große Ja-Wort

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owenmeany Avatar

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Dem Hören-Sagen nach kenne ich Susanne Fröhlich als Bestsellerautorin, die ihrem Namen alle Ehre macht, aber da das Genre "Heiteres" nicht zu meinen zentralen Interessen gehört, hatte ich noch nicht die Gelegenheit einer persönlichen Bekanntschaft.

Der im Rhein-Main-Gebiet gebräuchliche Dialekt nimmt nicht gerade die Spitzenstellung ein in der Rangliste der deutschen Regionalidiome, besonders was die Assoziation mit überdurchschnittlichem Intellekt anbelangt. Vor allem in Fassenachtszeiten dient er aber unverdrossen der Belustigung, allerdings mehr in der gesprochenen als in der geschriebenen Form, die immer etwas sperrig zu konsumieren ist. Damit ist er einerseits gut geeignet für ein Buch wie "Getraut", schränkt aber unter Umständen die Zielgruppe etwas ein.

Mit diesem Ersteindruck machte ich mich an die Lektüre. Dass Susanne Fröhlichs Fangemeinde jede ihrer Neuerscheinungen sehnlichst erwartet, gönne ich ihr.

Harmlos, aber dramatisch dargestellt sind die Episoden, außerdem zugeschnitten auf einen speziellen Humortyp. Slapstickartige Szenen handeln von mehr oder weniger geglückter Verdauung von Mensch und Tier oder mit der Suche nach Trauringen in deren Hinterlassenschaften.

Womit sich Fröhlich wirklich auskennt, sind Frauenseelen aller Art, und da kann sie auf erheiternde Weise richtig schön bösartig werden, was sie aber dann wieder konterkariert durch Kommentare zu den Geschehnissen wie aus einem Psychoratgeber von der Stange. Mit einem Pandämonium aufgeblasener Belanglosigkeiten hat sie einfach ein paar Fässer zu viel aufgemacht: der halbseidene Selbsterfahrungscoach, die Tücken der Patchworkfamilie, die demente Mutter im Heim, der beziehungsunerfahrene Taubenmann, die Freundinnen mit allen möglichen Beziehungskisten, Hochzeitsvorbereitungen, jede Menge Senioren, die von Altersweisheit weit entfernt sind, und die Betreuung des geliebten Enkels, besonders spektakulär im Geschäft für Brautmoden.

Bewundernswert, wie sie nach 300 Seiten die Kurve kriegt und einen allerseits versöhnlichen Knoten schürzt, so dass die Leserin auf der Suche nach Ablenkung von den Übeln der Welt das Buch zufrieden aus der Hand legt.