Spannend mit kleinen Schönheitsfehlern

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
rinoa Avatar

Von

Bei einem Spaziergang im Watt werden der Lehrer Lasse und sein Schüler Villads nicht nur vom Nebel, sondern auch von einem Leichenfund überrascht. Hierbei wird Lasse von einer unbekannten Person niedergeschlagen, Villads verschwindet spurlos.
Da die Leiche auf dem Grenzgebiet zwischen Dänemark und Deutschland gefunden wird, bekommt die junge dänische Ermittlerin Lykke Teit Unterstützung von Rudi Lehmann aus Deutschland. Bald finden die beiden heraus, dass in dem kleinen Dorf Melum vor nicht allzu langer Zeit schon einmal ein Kind verschwand. Hängen die Fälle zusammen?

Nachdem mich das erste Kapitel richtig mitgerissen hatte und ich die Atmosphäre im Watt mit dem aufkommenden Nebel und dem gruseligen Fund der Leiche regelrecht spüren konnte, verlief der Beginn danach etwas holpriger.
Denn zunächst mussten erst einmal die verschiedenen Zuständigkeiten geklärt werden und wer jetzt eigentlich an welchem Fall ermittelt. Das hat es für mich schwer gemacht, in die Geschichte reinzukommen.

Ab der Hälfte wurde es dann aber immer spannender, auch wenn ich weiterhin manchmal das Gefühl hatte, mir fehlen (wichtige) Informationen, sodass ich mehr als einmal zurückblättern musste weil ich dachte, ich hätte etwas überlesen (was ich nicht hatte).
Vielleicht lag das auch an den teilweise widersprüchlichen Dialogen, einmal hieß es erst, es gebe keinen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Fällen, nur um dann einige Absätze später zu sagen, dass es sich beim Täter um ein und dieselbe Person handelt. Möglicherweise ist das auch der Übersetzung geschuldet, gestört hat es mich allerdings schon.

Das Ermittlerteam Lykke/Rudi hat mir gut gefallen, beide haben ihr Päckchen zu tragen, aber es gehört ja mittlerweile fast zum guten Ton, dass Polizisten teilweise traumatische Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht haben; hier war das Ganze in meinen Augen auf jeden Fall gut dosiert und stimmig.

Die Auflösung ging dann (im Gegensatz zu den Ermittlungen vorher) relativ schnell vonstatten und wirkte vielleicht ein bisschen konstruiert, im Großen und Ganzen allerdings schon glaubwürdig.

Alles in allem fand ich „Gezeitenmord“ aber wirklich unterhaltsam und spannend (von den oben beschriebenen „Schönheitsfehlern“ abgesehen, die im Gesamteindruck allerdings nicht extrem negativ auffielen) und ich werde gerne auch einen eventuellen Folgeband lesen!