Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel

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buecherwurm76 Avatar

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Zum Inhalt:
Frl. Krise ist Klassenlehrerin einer Reihe von Schülern, überwiegend mit Migrationshintergrund, an einer sogenannten Brennpunktschule. In ihrem Buch "Ghetto-Oma" beschreibt sie ausgewählte Situationen und Gegebenheiten aus ihrem Schulalltag. Die Pädagogin, die seit fast 40 Jahren unterrichtet, erlebt nach eigener Aussage täglich komische, aber auch anrührende Situationen mit ihren Schülern. Darüber hinaus wirft sie aber auch einen amüsanten Blick in die Vergangenheit: Wann schlich sich überhaupt das erste Kopftuch ins Klassenzimmer, wann störte das Tamagotchi plötzlich den Unterricht, und ab wann waren die Lehrer auf einmal pünktlicher als die Schüler?

Meine Meinung:
Der Erzähl- bzw. Schreibstil von Frl. Krise ist flüssig und leicht verständlich, die einzelnen Kapitel sind eher kurz und dadurch auch recht übersichtlich gehalten. Die Geschichten rund um diese sogenannte Brennpunktschule haben mich zwar an der einen oder anderen Stelle zugegebenermaßen laut loslachen lassen, meistens aber habe ich geschockt und fassungslos mit dem Kopf geschüttelt. Zwischendurch hatte ich auch immer mal wieder die Hoffnung, dass Frl. Krise mit ihren Schilderungen vielleicht einfach nur gnadenlos übertreibt, aber wenn ich ganz ehrlich bin, dann kommt wohl auch hier das Sprichwort "Die Hoffnung stirbt zuletzt" zum Tragen.

Zwischen den einzelnen Schulepisoden gibt es immer mal wieder einen kleinen Einblick auf Frl. Krises Werdegang und somit auf ihre Vergangenheit. Das hat mich etwas von meiner Fassungslosigkeit abgelenkt und mir ganz klar vor Augen gehalten, dass Frl. Krise tatsächlich aus Fleisch und Blut besteht und von ihren über die vielen Jahre gesammelten negativen (und auch positiven) Erfahrungen heute dann doch profitiert und dass sie daraus eine Menge lernen konnte.

Für mich persönlich ist es sehr schwer nachvollziehbar, dass man das Lehrerdasein in der heutigen Zeit tatsächlich auch genießen kann. Und genau das kommt in diesem Buch sehr gut rüber, nämlich, dass Frl. Krise trotz aller Probleme, trotz unbeschulbarer Schüler und trotz der mega schlechten Leistungen ihren Job scheinbar wirklich gerne ausübt. Recht erschreckend ist auch die Darstellung, dass Frl. Krise dann und wann selbst in den sogenannten "Slang" ihrer Schüler verfällt. Zum Glück fällt ihr das selber auf und im Endeffekt kann sie dann darüber lachen. Trotz allem bin ich von diesem Buch - von einigen Passagen mehr, von anderen weniger - baff und auch fassungslos.

Auch wenn das Thema Schulalltag nicht wirklich neu ist und wir vor noch nicht allzu langer Zeit recht identische Geschichten und Episoden aus dem Lehrerinnendasein von Frau Freitag kennenlernen durften, ist dieses Buch trotz meiner vorab aufgeführten Betroffenheit unterhaltsam und kurzweilig. Mit Literatur hat das alles hier nicht wirklich was zu tun, was allerdings von Anfang an klar war!

Fazit:
Ich würde mir diese Art von Buch nicht selber kaufen. Allerdings könnte ich mir schon gut vorstellen, diese oder ähnliche Geschichten-Ansammlungen zu verschenken, sozusagen als eine Art "Gag" oder mal eben schnell für ein kurzweiliges Lesevergnügen zwischendurch.