Lehrerin heute und gestern

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nicole1508 Avatar

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Das Buch Ghetto-Oma schildert das heutige Lehrerdasein. Frl. Krise, die seit 40 Jahren Lehrerin ist, beschreibt in kurzen Unterkapiteln Episoden aus ihrem Leben als Lehrerin an einer sogenannten Brennpunktschule. Diese Geschichten sind jeweils mit knappen Überschriften versehen, die einen Bezug zum Inhalt aufweisen. In Blöcke zusammengefasst werden die Kapitel durch Oberkapitel, die sich jeweils am Verlauf des Schuljahres orientieren. So erlebt man mit Frl. Krise ein komplettes Schuljahr mit seinen Höhen und Tiefen. Dazwischen finden sich kursiv gedruckte Unterkapitel, die Episoden aus Frl. Krises Lehrerdasein begonnen vom Referendariat bis heute widerspiegeln, die sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt haben.

Die Schüler von Frl. Krise sind bunt gemischt. Es finden sich einige wenige deutsche Schüler und noch mehr türkische Schüler in ihrer Klasse. Man erhält den Eindruck, dass beide Nationen in diesem Fall nicht viel auf dem Kasten haben, kein Interesse daran haben, etwas zu lernen und auch ebenso wenig verstehen oder sich merken. Sie haben viel mehr ihr Vergnügen und (vor allem die weiblichen Schüler) Schönheit im Sinn. Da die Kinder die 9. Klasse besuchen, sollen sie sich auch mit ihrer Berufswahl auseinandersetzen... doch dazu sind sie absolut nicht in der Lage.

Frl. Krise beschreibt alles sehr lebhaft und man erfährt auch ihre Gedanken. Eigentlich muss man ständig schmunzeln, aber eigentlich ist es doch auch sehr traurig, wenn man daran denkt, dass diese Generation zu nix Bock hat. Wahrscheinlich kann Frl. Krise dies alles auch nur ertragen, indem sie es mit Humor nimmt. Sonst würde man den Job als Lehrerin an so einer Schule nicht durchstehen. Es gehört auch dazu, vieles einfach zu ignorieren und an sich vorbei gehen zu lassen, um nicht durchzudrehen. Respekt an Frl. Krise, dass sie diese Schüler ertragen kann und scheinbar auch von ihnen respektiert wird. Spuren hinterlassen die Schüler auch bei ihr - nimmt sie doch gelegentlich deren Verhalten/Sprache an. Dass sie ihre Schützlinge mag, sieht man auch daran, dass sie diese vor jedem zu verteidigen sucht, der schlecht über sie redet.

Alles in allem ein etwas verrücktes und leider realitätsbezogenes Buch, das lesenswert ist. Auch das Cover, mit dem Schwarz-Weiß-Bild einer Lehrerin aus der Vergangenheit, dass durch rosa Kreide verschandelt ist, macht auf mich einen chaotischen Eindruck.