Schulalltag real und amüsant

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elke seifried Avatar

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Der Roman „Ghetto Oma“ besteht aus ausgewählten kurzen Szenen mitten aus dem Alltag einer Brennpunktschule. Da ich selbst unterrichte, habe ich mich auf so mancher Seite wiedergefunden und oft spricht mir die Autorin richtig aus der Seele. Von den Diskussionen über Galileo im Vorabendprogramm oder die endlos vielen Gedanken, die den Schülern durch den Kopf gehen und unbedingt geäußert bzw. gefragt werden müssen, obwohl man eigentlich längst mit dem Unterricht beginnen möchte, könnte ich fast dasselbe Lied singen. Einige Situationen habe ich aber auch noch nicht erlebt, da ich das Glück habe, nicht an einer Brennpunktschule zu unterrichten. Ich denke, dass es der Autorin besonders gut gelungen ist, wahre Gegebenheiten spitz und gekonnt zu schildern. Dabei wechselt sie zwischen eher tiefgreifenden Problemen, wie Integration oder null Bock auf Arbeitssuche und lustigeren Themen wie dem Gleistest oder dem Penisfisch statt Schwimmbadausflug ab. Sie lässt aber auch die schönen Seiten, wenn z.B. Schüler wie Ömür Anerkennung und die Nähe zu Lehrern suchen, nicht aus und gibt offen zu, dass es immer wieder Lieblingsschüler gibt. Auch Rückblicke auf ihre ersten Schuljahre sind enthalten. Das Buch war für mich amüsante, kurzweilige Unterhaltung. Ich musste bei so einigen Berichten schmunzeln, was mir gefallen hat. Als sehr gut empfand ich auch, dass die 336 Seiten Schulalltag in kurze Kapitel unterteilt sind. Eigentlich wollte ich nur die Leseprobe lesen und das Buch eigentlich nicht, weil ich selbst genügend Schulalltag habe. Aber vorab lesen hat es mir geschenkt und dann war es klar, dass es gelesen wird. Die Unterteilung bietet die Möglichkeit auch einmal einige Seiten oder ausgewählte Kapitel zwischendurch zu lesen und so war das Lesen dann auch in Ordnung für mich. Ich denke, dass Leser, die nach realen Schulgeschichten, die amüsant und gut umgesetzt sind, suchen mit diesem Buch sehr gut beraten sind. Für diese Zielgruppe spreche ich eine volle Leseempfehlung aus.