Super ironisch und sehr lustig!

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sternchen1202 Avatar

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„Liebe Referendare, die ersten zehn Jahre sind hart, aber dann wird’s langsam besser. Stellt euch gleich drauf ein!“

Frl. Krise unterrichtet seit fast 40 Jahre an deutschen Schulen. Zur Zeit der Entstehung des Buches unterrichtete sie an einer „Brennpunktschule“ in Hessen. Sie schrieb ihr Buch aufgrund von Anregungen der Kollegin Frau Freitag („Chill mal, Frau Freitag!“).

Inhalt
Frl. Krise unterrichtet an einer Gesamtschule und berichtet von den täglichen Erlebnissen mit ihren Schülern. Dabei handelt es sich sowohl um Unterrichtserlebnisse, als auch um Klassenausflüge oder Gespräche mit Schülern. Schnell hat auch der Leser Emre, Fuat, Ömur und all die anderen in sein Herz geschlossen.

Frl. Krise erzählt den Großteil des Buches von ihrer aktuellen achten Klasse, blickt aber auch immer wieder in die Vergangenheit, zu den Wurzeln ihres Lehrerseins, zurück.
Obwohl der Buchmarkt aktuell von „Lehrer-Büchern“ nur so überflutet wird, hat mir „Ghetto-Oma. Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel“ von Frl. Krise, die übrigens eine langjährige Freundin von Frau Freitag ist, sehr, sehr gut gefallen. Immer wieder musste ich laut lachen, hatte das Bedürfnis, jemandem die lustigen Passagen laut vorzulesen und musste Dinge herausschreiben.
Frl. Krise erzählt herrlich ironisch von ihrer verrückten Klasse, die man einfach lieben muss!

Das Buch lässt sich sehr schnell lesen, da die einzelnen Kapitel maximal drei Seiten umfassen, in denen Frau Krise meist zu einem Thema (z.B. dem Betriebspraktikum) berichtet.
Sehr gut hat mir auch gefallen, dass man aufgrund der Überschriften nicht sofort auf den Inhalt des Kapitels schließen konnte. So heißt ein Kapitel z.B. „Whiskey“, bezieht sich aber nicht auf das Getränk, sondern auf den Schulfotografen, der will, dass alle Schüler statt „Cheese!“ „Whiskey!“ sagen.

Sehr gut gefällt mir auch, dass das Buch nach dem Schuljahr aufgeteilt ist: Es beginnt mit dem achten Schuljahr, woran sich die Sommerferien anschließen. Dann folgt das neunte Schuljahr, mit Herbst- und Weihnachtsferien, Osterferien und wieder den Sommerferien. Frl. Krise blickt nicht immer nur auf ihre aktuelle Klasse mit Fuat, Ömur, Jenny, Hanna, Emre usw., sondern sie vollzieht auch immer wieder Blicke in ihre Vergangenheit, der dann immer in kursiver Schrift gedruckt ist. Frl. Krise berichtet aus ihrem eigenen Referendariat, von ihrer ersten Klassen und ersten Klassenausflügen. Frl. Krise fragt sich aber auch, wann die ersten Kopftücher in den Klassen auftauchten und wann die modernen Kopierer das Lehrerleben vereinfachten.

Im Gegensatz zu „Chill mal, Frau Freitag!“, das ich nur einige Woche vorher gelesen hatte, gefiel mir Frl. Krises Buch deutlich besser. Ähnlich wie Frau Freitag schildert Frl. Krise das Chaos des alltäglichen Schullebens, jedoch unterlässt sie langweilige Erzählungen aus ihrem Privatleben! Sollte sie dennoch eine Passage aus ihrem häuslichen Umfeld berichten, so hat dies direkt mit der Schule zu tun (z.B. ein Alptraum, in dem sie ihre gesamte Klasse adoptieren will).

Sehr gut hat mir auch gefallen, dass an manchen Stellen eine kleine Kritik am deutschen Bildungssystem erkennbar war: „Rahim ist ein niedlicher, kleiner Kerl, aber er ist verhaltensoriginell
(früher nannte man das ja völlig gefühllos verhaltensgestört).“

Mir hat auch der Schreibstil Frl. Krises sehr gut gefallen: wundervoll ironisch! Wer muss nicht lachen, wenn er liest, dass Galileo „so eine Art Sendung mit der Maus für unterbelichtete Erwachsene“ sei?

„Ghetto-Oma“ ist wundervolles und lustiges Buch und ich empfehle es dringend weiter – an alle, die wirklich wissen wollen, was an deutschen Schulen abläuft!