Von wegen Schulalltag - eher Schulabenteuer!

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claudi9i Avatar

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Äußeres Erscheinungsbild und allgemeine Informationen:
Das Buch "Ghetto - Oma. Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel" ist im rororo-Verlag erschienen und fasst etwa 330 Seiten. Die Titelseite ist vor allem in schwarz-weiß gehalten und zeigt eine Lehrerin aus vergangenen Jahrzehnten. Auf der Rückseite findet sich ein kleiner Ausschnitt einer im Buch vorkommenden Geschichte und der Hinweis, dass Frl. Krise seit mehreren Jahre unterrichtet und nun ein Buch herausgegeben hat.

Inhalt:
Frl. Krise erzählt in mehreren Kapiteln, die sich am Schuljahr orientieren (8. Schuljahr, nach den Herbstferien, etc.), kleine Geschichten aus dem Schulalltag, die jeweils mit einer Pointe enden. Die Protagonisten sind neben der Lehrerin die Schüler einer 8. bzw. später 9. Klasse einer Brennpunktschule. Es handelt sich also um nicht ganz einfache Schüler - meist mit Migrationshintergrund, die Frl. Krise bis zu deren Abschluss gemeinsam mit dem Co-Lehrer Karl Wolf unterrichten darf. Hin wieder werden Geschichten aus der Vergangenheit von Frl. Krises Berufsweg eingeschoben, in denen man den krassen Unterschied zu heute erwartet lesen zu können.

Eigener Leseeindruck:
Der Schreibstil der Autorin liest sich sehr einfach und flüssig. Sie verwendet immer wieder Begriffe ihrer Schüler, was das Ganze authentischer macht und die Erzählweise auflockert. Sie wechselt zwischen Präsens und Imperfekt, was beim Lesen aber kaum auffällt.
Ich fand es allerdings schwierig, mehr als 12 - 15 Seiten pro Tag zu lesen, weil jede kleine Erzählung in 1 - 3 Seiten beendet wird und eine Handlung, die sich durch das komplette Buch zieht und damit den Lesedrang fördert, für mich kaum ersichtlich war.
Die Geschichten aus Frl. Krises Vergangenheit zeigen zwar, dass sich einige Dinge bei der Schülerschaft geändert haben, aber oft gab es auch vor 30 Jahren schon Probleme beim Wandertag oder dem Medienkonstun (damals Fernsehen, heute Internet). Diese Vergleiche waren doch oft sehr interessant.
Wirklich erschreckend fand ich, das Verhalten vieler Schüler. Wie kann man nur vergessen, dass man durchgefallen ist? Aber nachdem ich jetzt schon bei mehreren Rezensenten lesen konnte, dass Frl. Krise in den Schilderungen nicht übertreibt, glaube ich ihr.

Fazit und Empfehlung:
Nach einigem Herumstöbern im Internet habe ich herausgefunden, dass "Ghetto-Oma" auf einem Blog einer Lehrerin beruht. Ich frage mich, wieso dann ein Buch mit genau denselben Geschichten (zumindest kaum abgeändert) erscheinen muss? Des Geldes wegen? Der Blog ist frei zugänglich und macht für mich aufgrund der vielen kleinen Geschichten viel mehr Sinn: ab und zu eine aktuelle Erzählung zu lesen und Frl. Krises Leben mitverfolgen scheint mit interessanter zu sein, als das Buch dazu zu lesen.
Für mich führten einigen Geschichten immer wieder zu einer Mischung zwischen Staunen und Unglaube. Ich ging in einer sehr kleinen Stadt aufs Gymnasium und meine Schulzeit war eigentlich das komplette Gegenteil von der im Buch Beschriebenen (bis auf ein paar Ausnahmen, die jeder Schüler einmal erlebt). Daher bin ich froh, dass ich durch dieses Buch einen kleinen Einblick in den Alltag einer Brennpunktschule erhalten habe, der teilweise auch zum Nachdenken angeregt hat.
Als Geschenk eignet sich das Buch mit Sicherheit hervorragend, besonders für Lehrer!