Außergewöhnlich

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
mike nelson Avatar

Von

Außergewöhnlich. Und lesenswert! Arno Frank hat sich mit seinem aktuellen Roman "Ginsterburg" an ein nicht nur gewichtiges sondern darüber hinaus leider wieder wichtig gewordenes Thema gewagt - die Zeit des Nationalsozialismus. Der Autor nutzt für seine Geschichte - die auch die Geschichte einer Verblendung ist - die fiktive Kleinstadt Ginsterburg. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass Arno Frank sich nicht um unter Umständen einengende Faktentreue bemühen muss; dafür hat er alle Freiheiten, Personen zu konstruieren, eine Kleinstadtdynamik zu entwickeln und so den nicht immer so schleichend-subtilen Prozess der Nazifizierung zu beschreiben und - gegen Ende immer mehr - auch das Irreale zu bemühen, um entscheidende Akzente zu setzen. Geschickt auch der Schachzug, den Roman zu drei Zeitpunkten sich ereignen zu lassen - 1935, 1940 und das letzte Kriegsjahr. Als Leser stockte mir zuweilen der Atem, fühlte ich mich doch erinnert an das was gegenwärig geschieht - nämlich dass rechte Parteien wieder auf Menschenfang sind und uns versprechen, wieder etwas ganz Großes aus uns zu machen, dass Feinbilder konstruiert und Menschenverachtung wieder salonfähig geworden ist! Deshalb: Lesen!! "Ginsteburg" ist weit mehr als nur Erinnerungskultur!