Außergewöhnlich
Außergewöhnlich. Und lesenswert! Arno Frank hat sich mit seinem aktuellen Roman "Ginsterburg" an ein nicht nur gewichtiges sondern darüber hinaus leider wieder wichtig gewordenes Thema gewagt - die Zeit des Nationalsozialismus. Der Autor nutzt für seine Geschichte - die auch die Geschichte einer Verblendung ist - die fiktive Kleinstadt Ginsterburg. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass Arno Frank sich nicht um unter Umständen einengende Faktentreue bemühen muss; dafür hat er alle Freiheiten, Personen zu konstruieren, eine Kleinstadtdynamik zu entwickeln und so den nicht immer so schleichend-subtilen Prozess der Nazifizierung zu beschreiben und - gegen Ende immer mehr - auch das Irreale zu bemühen, um entscheidende Akzente zu setzen. Geschickt auch der Schachzug, den Roman zu drei Zeitpunkten sich ereignen zu lassen - 1935, 1940 und das letzte Kriegsjahr. Als Leser stockte mir zuweilen der Atem, fühlte ich mich doch erinnert an das was gegenwärig geschieht - nämlich dass rechte Parteien wieder auf Menschenfang sind und uns versprechen, wieder etwas ganz Großes aus uns zu machen, dass Feinbilder konstruiert und Menschenverachtung wieder salonfähig geworden ist! Deshalb: Lesen!! "Ginsteburg" ist weit mehr als nur Erinnerungskultur!