Fesselt und regt zum Nachdenken an

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Die Leseprobe dieses Romans hat es geschafft, mich davon zu überzeugen, ihn zu lesen. Denn eigentlich hatte mich die Kurzbeschreibung nicht so sehr angesprochen. Aber nachdem ich in der Leseprobe sofort durch den Schreibstil von Arno Frank gefesselt war, konnte ich nicht anders.

Das Buch ist großartig konzipiert. Einerseits sind da die ausgedachte Kleinstadt Ginsterburg und ihre Protagonisten, andererseits die historischen Fakten, Gesetze und Personen. Eine Verbindung zwischen beiden Welten ist dem Autor durch die Figur des Lothar Sieber gelungen, denn den gab es wirklich. In diesem Roman ist er eben im fiktionalen Ginsterburg aufgewachsen. So etwas ist wohl künstlerische Freiheit.

Der Autor hat eine Sprache, durch die man sich die Szenen die dazugehörigen Gefühle sehr gut vorstellen kann. Auch sind mir fast alle Figuren mit der Zeit vertraut geworden. Allerdings fand ich nicht alle wirklich zu 100% authentisch. Schwierigkeiten hatte ich mit der Restauratorin Uta. Ich konnte nicht nachvollziehen, dass sie mit stoischem Fleiß ihren Aufträgen nachgekommen ist, nach dem, was mit ihrem Mann Theo passiert ist. Mag sein, dass es ein Selbstschutz gewesen sein soll, genauso wie ihre eingebildeten Gespräche mit Theo…

Die Aufteilung in drei Teile mit jeweils fünf Jahren dazwischen fand ich sehr passend. So konnte man Entwicklungen der Lage insgesamt sowie auch persönlicher Natur besonders gut verfolgen. Sehr geschickt hat der Autor zwischendurch kleine Cliffhanger zwischen den Perspektivwechseln gestaltet, so dass ich immer gleich weiterlesen wollte.

Im Nachhinein betrachtet bin ich jedoch der Meinung, dass einige Details oder Figuren sogar hätten weggelassen werden können, ohne dass der Roman dadurch etwas vermissen lassen hätte, z. B. die Zirkusleute vom Anfang. Stattdessen hätte es gleich mit den Einwohnern von Ginsterburg starten können und das Ganze wäre genauso interessant und fesselnd geworden.

Dennoch: Ich habe mich auf keiner Seite gelangweilt, sondern mich durchweg sehr gut unterhalten und zum Nachdenken angeregt gefühlt.