Ein Klotz am Bein

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Eine Errungenschaft der Modernen aufgeklärten Gesellschaft sind die Kinderrechte, bedürfnisorientierte Erziehung und der Stellenwert und Respekt vor Kindern im Allgemeinen. Diese fundamentale Veränderung mit Hinblick auf die kindliche Entwicklung hat das Miteinander von Kindern und Eltern enorm weitergebracht. Sieht man sich Bewegungen wie „Fridays for Future“ an, erkennt man ohne Zweifel eine selbstsichere, im Leben stehende und aufgeklärte Jugend.

Das ‚Gipskind‘ wie es der Titel des Romans uns schon verrät ist Andrea. Sie wächst auf einem bäuerlichen, armen Hof auf – nicht nur monetär arm, auch arm an Liebe und Zuneigung. Nur die Großmutter schenkt ihr Liebe und Geborgenheit auch wenn das Kind zunächst das Laufen nicht so recht lernt und so eine Belastung für die Familie ist. In einer Zeit wo man Kinder gut und gerne stark in die Feld- und Stallarbeit mit Eingebunden hat, war das fatal. Denn wer nicht leistet ist ein Klotz am Bein! Andreas Eltern, vor allem ihre Mutter lässt sie das stark spüren. Mit diesem Roman von der Österreicherin Gabriele Kögl begleiten wir Andrea durch ihr anfängliches Leben und die ersten Schritte aus der elterlichen Zwangserniedrigung und Wertlosigkeit. Nicht nur ein Portrait des Kindes, nein, auch der gesamten Kleinfamilie mit ihrer verhärmten auf schiere Überleben ausgelegten Lebensart.

Die Sprache ist äußerst treffend, leise und nicht zu plakativ, genau im richtigen Slang ihrer Herkunft. Gabriele Kögl schreibt eine wunderbare Prosa, die einen in die Situationen mitnimmt und die Kälte des Miteinander spüren lässt genauso wie die innerliche Entfesselung von Andrea.

Lobend muss ich auch den Klappentext hervorheben des Picus Verlages, der den Tenor des Romans wunderbar einfängt und alle weiteren Zusammenfassungsversuche stümperisch wirken lässt!

Fazit: Ein gelungenes Portrait, das stellvertretend für viele Kinder dieser Generation gilt. Berührt ohne kitschig oder sentimental zu werden.