Ein Mädchen befreit sich aus seinem Gips.

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"Gipskind" - der Titel macht auf jeden Fall neugierig, ahnt man doch schon, dass wohl eine Figur in Kindesalter eine Fraktur hat und daraufhin einen Gips tragen muss. Andererseits ist auch zu erahnen, dass der Titel wohl metaphorisch zu deuten sei, dass hier eine Figur auftritt, die sich aus einem Gips, einem Korsett, aus ihren Lebensumständen befreien muss.
Und genau das ist bei Andrea der Fall. Mir gefällt, wie das Mädchen, aufgewachsen in einer Bauernfamilie, sich selbst findet. Wie sich das Mädchen von einem Bauernmädchen zu einem gebildeten Mädchen entwickelt. Wie sie ihren Träumen nachjagt. Wie sie ihre Ziele verfolgt. Ihr Leben mit einem Freund und mit höherer Bildung führt.
Als Kind in Vollzeit berufstätiger Eltern habe ich ebenso eine enge Bindung zu meiner Großmutter und kann hier Andreas Liebes zu ihrer Oma voll nachempfinden. Und dass diese Andrea in ihren Zielen unterstützt, ist ebenso plausibel.
Schwächen hat der Text für mich in der Darstellung der Familie. Ja, sie ist harsch und versteht Andreas Träume vielfach nicht. Aber ist das aus der Perspektive der Eltern nicht nachvollziehbar? Mir wird die Familie hier eindeutig zu einseitig dargestellt, eine Figurenentwicklung hätte der Familie deutlich gut getan.
Auch sprachlich überzeugt mich der Roman nicht gänzlich. Als Nordlicht finde ich die dialektal geprägte Wortwahl schwierig, ein Einlesen ist notwendig und macht das Miterleben zuweilen sperrig. Schade.