Gipskind wird zum "Gipskopf"

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katharina.51 Avatar

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Andrea kommt in den sechziger Jahren mit einer Fehlstellung der Hüften auf die Welt. Da man dies leider erst nach neun Monaten erkennt, hat sie eine lange Leidenszeit mit Gips, Operationen und Krankenhausaufenthalten vor sich. Zurück bleiben ihr davon ausgeprägte X-Beine, die ihre Mutter als "deine komischen Haxen" benennt.
Ihre Eltern sind Kleinbauern, die keine Zeit und kein Verständnis für ein ungewöhnliches Kind haben, Arbeit ist das was zählt.
Zum Glück gibt es da die Oma, das ist die, die auch bemerkt hat, dass bei dem Kind nur an den Beinen etwas nicht stimmt, aber nicht im Kopf.
Andrea lernt früh sprechen und sie beginnt zu fragen und zu fragen und infrage zu stellen, was die Mutter auf die Palme bringt und die Oma zum Lächeln. Sie entdeckt früh die Widersprüche zwischen Wort und Wahrheit in der Welt der Erwachsenen.
Und noch was entdeckt sie, wenn man keine Angst vor der Watschn der Mutter hat, kann man alles tun, was man möchte.
Sie entwickelt einen "Gipskopf", worunter man einen sturen Menschen mit starkem Eigenwillen versteht.
Gegen den Widerstand der Eltern, mit Hilfe einer Lehrerin schafft sie es ins Gymnasium.
Ihr eröffnen sich neue Welten, Bücher, Filme, Theater, Musik und Arthur.
Arthur ihr Freund, der nicht war wie die Bauernburschen, kam aus einer anderen Welt und es war eine Welt, die ihr gefiel, in der sie alles entdecken wollte, was es dort gab. Das tat sie!

Die Sprache der Autorin ist geradlinig, schnörkellos, prosaisch und lapidar.
Rasant wird man durch das Buch geführt und stolpert nur manchmal über österreichische Wörter, die man nicht kennt, doch trotzdem versteht.
Wer seine Jugend in den sechziger und siebziger Jahren verbracht hat, der Zeit des Umbruchs und des Paradigmenwechsels, wird sich an vieles erinnern.