Raus aus dem Korsett!

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Gabriele Kögl hat mit "Gipskind" ein eindrucksvolles Zeitzeugnis der 60er Jahre nicht nur im bäuerlichen Leben Österreichs abgelegt. Andrea, die über lange Strecken des Romans nur die Kleine genannt wird, ist eine Kämpfernatur, die gegen die Widerstände der eigenen Eltern ihren Weg geht. Eine Hüftfehlstellung, die zu lange ignoriert wird, zwingt sie in den Gips und zu Aufenthalten im Krankenhaus. Den Eltern ist dies alles mehr als lästig, aber in der geliebten Großmutter findet sie den emotionalen Halt, der es ihr letztendlich ermöglicht aus der intellektuellen und emotionalen Enge des Elternhauses auszubrechen und zum Studium nach Wien aufzubrechen. Ihr Freund Arthur stammt aus einer wohlhabenden Familie, die ihm alle nur denkbare Unterstützung anbietet, aber im Gegenzug auch hohe Erwartungen an ihn stellt. Ihm fällt es ungleich schwerer als Andrea seine Vorstellungen und Ideen durchzusetzen. Die Qualität des Buches lebt nicht zum geringen Teil von dem Kontrast dieser so unterschiedlichen Elternhäuser. Leser, die in diesem Jahrzehnt erwachsen geworden sind, wird der Roman zweifelsohne sehr ansprechen.