So unterhaltsam kann biographisches Erzählen sein!

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merkurina Avatar

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Dieses Buch hat mir sehr viel Freude gemacht! Es ist eines der Bücher, bei denen ich richtig enttäuscht war, als ich die letzte Seite erreichte. Nicht unbedingt, weil ich hätte wissen wollen, wie es nun weiter geht. Dazu ist die Befürchtung zu groß, dass der feingesponnene Strang einer gelungenen und irgendwie schwerelosen Emanzipation dann doch Blessuren erfährt. Dem heiter-humorvollen Erzählton indes hätte ich gerne noch länger gelauscht. Denn dieser herrscht vor, auch wenn nichts beschönigt wird, was dieses Aufwachsen im Österreich der 60er und 70er Jahre ausmacht. Die eigentlich gnadenlose Kälte der Mutter nicht, die Armut und Rohheit nicht, auch nicht der ekelhafte Sexismus und die genauso ekelhaften Alt-Nazis im feinen Tuch.
Großartig ist auch, wie es die Autorin schafft, die Erzählsprache fließend zu verändern im Lauf der Entwicklungsschritte des Mädchens, das erst nur "die Kleine" heißt und als junge Frau, nachdem sie von ihrem späteren Freund und Liebhaber Arthur nach diesem gefragt wurde, einen Namen trägt. Ganz vermutlich hat die Protagonistin Andrea eine Ähnlichkeit mit der Autorin bzw. deren Erfahrungen - und zugleich kommt eine Phantastik bisweilen ins Spiel, die ganz wunderbar ist. Lesen!