Toller Roman über Emanzipation und Selbstbestimmung

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raganiuke Avatar

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Wenn man sich auf Sprache und Stil von Gabriele Kögl einlässt, taucht man ein in eine großartige Geschichte über die Emanzipation einer jungen Frau, die sich aus ländlicher Armut und elterlichem Desinteresse mit eigenem Willen und Beharrlichkeit ein eigenes, selbstbestimmtest Leben erkämpft. Von den Eltern weitestgehend sich selbst überlassen und von der geliebten Oma verwöhnt, lernt die Protagonistin alle Chancen zu nutzen, um sich Freiräume zu erschaffen und sich von dem von den Eltern erhofften Weg immer weiter zu entfernen.
Das Gipsbett des Kindes mit den schiefen Beinen ist eine Metapher für das Korsett des dörflichen Lebens, aus dem "die Kleine" sich langsam aber zielstrebig herausschält. Den Namen des Mädchens erfährt man erst in der zweiten Hälfte des Buches, als aus dem eher lästigen Problemkind eine Gymnasiastin wird, die jetzt ganz sicher den vorgezeichnete Weg verlassen wird. Ab diesem Zeitpunkt kommt auch der Freund als Hauptperson hinzu, der in ganz anderer Umgebung aufgewachsen ist und auf seine Weise mit den wünschen seiner Eltern umzugehen lernen muss.
Die Geschichte spielt in Österreich, doch auch wenn einige Begriffe aus dem Österreichischen dem Leser aus Deutschland fremd sind, hätte diese Geschichte sich so auch in den ebenso katholisch und traditionell geprägten Bauernschaften Deutschlands ereignen können, denn das Traditionelle wurde in den 60er Jahren auch hier - wenn überhaupt - erst zaghaft hinterfragt.
Ein lesenswerter Roman von Gabriele Kögl, deren Namen ich mir merken werde.