Ein Pfarrer als Ermittler?!

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anman1 Avatar

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Im Rückblick scheint mir der Roman wie ein Drehbuch gewesen zu sein, vor allem zu Beginn und in der Mitte des Buches.

Nun aber zunächst zum Inhalt des Buches:
Im Mittelpunkt steht Martin Bauer, Polizeipfarrer im Ruhrgebiet. Als er einem Polizisten vor dem Freitod bewahren kann, dieser aber am Abend scheinbar wohl Selbstmord begeht, wirkt das auf Martin Bauer eigenartig. Für Tilo, dem Sohn des Verstorbenen, macht er sich auf die Suche nach Antworten. Es geht u.a. ins Rotlichtviertel. Am Ende spitzt sich die Situation immer weiter zu.

Vom Inhaltlichen und dem Aufbau der Geschichte her ist das Buch gut gelungen. Die Spannung wird langsam, aber sicher immer größer, bis es einen finalen Scheitelpunkt gibt. Zum Ende hin wirkt die Geschichte allerdings etwas überfrachtet. Zudem wird am Ende leider keine eindeutige Auflösung geboten, wie das bei vielen Krimis der Fall ist. Zudem wirkt der Charakter Tilo zum Anfang und zur Mitte hin etwas überzeichnet, also nicht mehr so authentisch.
Rein sprachlich wirkt der Roman am Anfang und zur Mitte hin wie ein Drehbuch, was am Ende aber ganz anders ist. Da gibt es auch allgemeinere, abstrakte, fast philosophische Gedankengänge, was mir sehr gefällt.
Zudem gefällt mir die sprachliche Klarheit und die Unvorhersehbarkeit des Geschehens, was das Lesen des Romans bis zum Ende interessant macht.
Eine weitere positive Seite an "Glaube. Liebe. Tod" ist, dass man einen Einblick in das Rotlichtmilieu bekommt und zumindest ein Gespür dafür, wie furchtbar es dort ist. Allgemein lassen die Autoren auch einen Einblick in das soziale Gefüge des Ruhrgebiets zu und stellen nichts schöner da, als es ist.

Zwar finde ich es sehr schade, dass das Ende so offen war, aber dennoch gefällt mir das Buch. Es ist spannend, es bietet einen ungeschönten Blick auf das Ruhrgebiet und, was ich bisher noch nicht erwähnt habe, der Hauptcharakter Martin Bauer ist ausnehmend gut gelungen, sehr authentisch, sympathisch und nicht fehlerlos.
Und ein Polizeipfarrer als Ermittler, das hat doch was!