Eine türkisch-deutsch-armenische Familiengeschichte

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martinchen Avatar

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Der Berliner Komponist Kaan reist für einen längeren Aufenthalt nach Istanbul, wo er auf die Geschichte seiner Familie gestoßen wird. Das Trauma seiner Großmutter, die durch den Völkermord an den Armeniern zur Waise wurde, überkommt ihn unerwartet und deutlich.

Marc Sinan, Jahrgang 1976, wurde als Sohn einer türkisch-armenischen Mutter und eines deutschen Vaters geboren und lebt in Berlin. Er ist Komponist und Gitarrist. In seinem Romandebüt verarbeitet er die Themen Täter, Opfer und Völkermord. (Klappentext).

In vielen kurzen Kapiteln beschreibt Sinan die Familiengeschichte von Kaan, die teilweise autobiografisch zu sein scheint. Er beginnt mit einer Szene im Jahr 1915, als der 15jährige Großvater Hüseyin mit einigen Soldaten und 14 armenischen Kindern auf das offene Meer hinaus rudert. In den Zeiten hin und her springend erzählt Kaan von seiner Familie, von seiner Anneanne Vahide und seinem Dede Hüseyin in der Türkei, von seiner Mutter Nur und ihm in Deutschland, denn es geht hier um Kaans Wurzeln. Dabei endet Sinan nicht in der Gegenwart, sondern führt den Roman bis in den November 2023 (der Roman ist am 31. Januar 2023 erschienen).

Sein Schreibstil ist gut lesbar, aber schwer zu beschreiben. Brutale Gewalt, liebevolle Zärtlichkeiten, wahre Begebenheiten, surreale Beschreibungen finden sich in diesem Roman. Nicht immer ist sofort eindeutig, was Realität ist, was Fantasie. Aber die Frage „Woher komme ich?“ durchzieht ihn bis zum Ende.

Sowohl der Titel als auch das Cover mit dem Ausschnitt des Meeres, das so viel mit dem Inhalt zu tun hat, werden vom Autor erklärt. Ein Lesebändchen (für mich immer eine Freude) vervollständigt die wertige Ausstattung.

Fazit: nicht leicht zu lesen, ein Roman, der nachwirkt