Sprachlich top, inhaltlich sprunghaft

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lareginadeilibri Avatar

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Gleißendes Licht ist ein poetisch kraftvolles, vielschichtiges Panorama familiärer wie politischer Verflechtungen. Erzählt wird durch Kaan, einen deutsch-türkisch‑armenischen Komponisten. Der Roman springt zwischen Zeiten und Orten: von Khan’s Kindheit in München über die Schwarzmeerküste der Türkei bis zu Stationen in Istanbul, wobei persönliche Erinnerungen mit historischer Gewalt – etwa dem armenischen Völkermord – verschränkt sind. Sinan webt Mythos, Traumata, Surreales und politisches Ringen umeinander – Rache, Erinnerung, Vergebung – zu einem klangvollen, assoziativen Gesamtwerk.
Sinans Sprache besticht durch Poesie, musikalische Rhythmik und emotionale Tiefe. Das entspricht seinem Background als Komponist – Elemente wirken wie musikalische Cluster, die sich zu einer Symphonie fügen
. Das Thema – Verdrängung, Trauma, kulturelle Verflochtenheit – ist relevant, wichtig und gelungen verarbeitet. Aber die sprunghaften Zeitsprünge und die teils skizzenhafte Erzählstruktur können anspruchsvoll und manchmal unausgereift wirken. Insgesamt bleibt „Gleißendes Licht“ ein ungewöhnliches, bewegendes Debüt, das Erinnerung und Geschichte in Klang und Sprache fasst.