türkisch-armenisch-deutsche Familiengeschichte

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Der Roman "gleißendes Licht" von Marc Sinan startet mit der Jugend von Kaan, einem Jungen, der in Deutschland aufgewachsen ist, aber armenisch-türkische Wurzeln hat. Und dieser Einstieg ist sehr lebensnah: eine Jugend, die von Feiern, Freunden, Musik und dem ersten Verliebtsein durchzogen ist, in einer klaren, erzähfreudigen, bildreichen Sprache. Marc Sinan ist - wie sein Protagonist - Komponist und das merkt man auch an der Sprache: einerseits ist er ein guter Erzähler, andererseits hat die Sprache auch schönen, poetischen Rhythmus.
In dem "Familienepos" kommen nach einem vergleichsweise fröhlichen Einstieg auch deutlich schwierigere, traurige Abschnitte: Zurück in der Türkei nimmt die Geschichte seiner teils türkischen, teils armenischen Familie und die aktuelle türkische Politik Kaan sehr gefangen. Immer mehr verstrickt er sich vor Ort, phantasiert sich in Rachegedanken. Beim Lesen ist man sich teils nicht sicher, ob es sich um die Realität oder um Träume handelt. Teils skurille Geschehenisse aus der Geschichte der Familie wechseln sich mit aktuellen Abschnitten ab. Und es wird immer deutlicher, dass der Völkermord an den Armeniern sich bis heute auf die türkische Gesellschaft auswirkt.