Glimmer statt Trigger

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
lora Avatar

Von

Bernhard Tewes legt mit Glimmer ein Buch vor, das mitten in den Nerv unserer Zeit trifft: Viele Menschen kennen ihre negativen Trigger nur zu gut – Situationen, Reize oder Worte, die sofort Stress, Angst oder innere Anspannung auslösen. Tewes dreht den Blick jedoch um und fragt: Welche kleinen, positiven Auslöser gibt es eigentlich? Welche Momente im Alltag können Ruhe, Sicherheit oder Freude auslösen, selbst wenn sie nur flüchtig sind? Diese „Glimmer“ – ein Begriff, der aus der Traumatherapie stammt – stehen im Zentrum des Buches.
Besonders überzeugend ist, wie Tewes die theoretischen Grundlagen mit alltagsnahen Beobachtungen verbindet. Er beschreibt anschaulich, wie unser Nervensystem ständig Informationen bewertet und wie oft wir unbewusst auf „Gefahr“ gepolt sind. Die Idee, das eigene Gehirn darin zu trainieren, mehr positive Impulse wahrzunehmen, wirkt sowohl plausibel als auch ermutigend. Tewes zeigt, dass wir nicht hilflos unseren inneren Mustern ausgeliefert sind, sondern unsere Aufmerksamkeit bewusst steuern und damit unsere emotionale Stabilität stärken können.
Ein großer Pluspunkt des Buches sind die vielen praktischen Übungen. Sie laden dazu ein, unmittelbar ins Tun zu kommen: innehalten, wahrnehmen, gezielt kleine positive Momente ankern. Diese Übungen stammen erkennbar aus Tewes’ therapeutischem Hintergrund (Hypnosetherapie) und reichen von einfachen Achtsamkeitsimpulsen bis zu tiefergehenden mentalen Techniken. Gerade diese Mischung macht das Buch sehr praxistauglich – es bleibt nicht bei theoretischen Überlegungen, sondern liefert konkrete Werkzeuge.
Inhaltlich wirkt Glimmer oft wie eine Einladung, freundlicher und achtsamer mit sich selbst umzugehen. Tewes zeigt, wie man im hektischen Alltag Mikromomente der Entspannung findet – ein Blick in den Himmel, ein angenehmer Duft, ein freundlicher Satz – und wie solche „Mini-Resets“ langfristig zu mehr emotionaler Resilienz führen können.
Manchmal bleiben bestimmte Aspekte bewusst eher allgemein gehalten, etwa neurobiologische Hintergründe oder wissenschaftliche Vertiefungen. Leserinnen und Leser, die eine sehr fundierte psychologische Fachlektüre erwarten, könnten hier etwas Tiefe vermissen. Wer jedoch praxisnahe, alltagsbezogene Anregungen sucht, findet in Tewes’ Ansatz viel Inspiration und vor allem konkrete Anwendungsmöglichkeiten.