Berührende Literatur

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
r.e.r. Avatar

Von

Kaum zwei Werke könnten gegensätzlicher sein, als die beiden die es in dieser Woche bei vorablesen zu beurteilen gilt. Bei dem einen handelt es sich um einen, wenn auch guten, Krimi. Bei dem anderen um nachhaltige Literatur.

Rafael Yglesias beschreibt seine Ehe. Von der Faszination der ersten Begegnung, bis zum Ende durch einen äußerst bitteren Kampf gegen den Krebs seiner Frau. Er nimmt sich Zeit. Lässt uns an der Explosion seiner Gefühle bei der ersten Begegnung teilhaben. Schafft es mit seinen Worten ein detailgetreues und detailreiches Bild zu malen. Vom Leben als Schriftsteller im New York der 70er Jahre.

Nimmt uns 27 Jahre später mit ins Krankenhaus zu seiner Frau. Die, durch eine besonders heimtückische Art des Krebses ans Bett gefesselt, verhungert. Denn ihr Körper ist nicht mehr in der Lage Nahrung und Flüssigkeit aufzunehmen. Auch hier ausführliches Beschreiben jeden Schrittes. Von der Diagnose bis zur Behandlung. Verständlich, nachvollziehbar und berührend.

Yglesias zaubert poetische Wortgebilde, mit denen er die Schrecknisse der Krankheit mildert. Sie jedoch nicht verharmlost. Aus jedem seiner Sätze schimmert die große Liebe, die das Buch wohl erst ermöglicht hat. Und hier zeigt sich wieder der große Unterschied, den ich anfangs schon erwähnte. Mit einem Krimi kann man sich für kurze Zeit gut unterhalten. Ein Buch wie das von Yglesias wirkt nach und vor allem nachhaltig.