In guten, wie in schlechten Zeiten...

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justm. Avatar

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Mit „Glückliche Ehe“ legt Rafael Yglesias seinen erste Roman seit 13 Jahren vor und erzählt dem geneigten Leser darin die Geschichte von Enrique und Margaret.

 

In Zeitsprüngen zwischen den 70er-Jahren, der Zeit des Kennenlernens der Beiden, und dem Hier und Jetzt wird die Geschichte zweier Menschen geschildert, die trotz ihrer Unterschiede einen Weg zueinander finden und deren Lebenswege ungeachtet einiger Hochs und Tiefs doch immer verbunden bleiben.

 

Auf 420 Seiten schreibt Yglesias nicht nur über den Beginn einer Ehe und über zwanzig Lebens- und Ehejahre, sondern vor allem über das Ende dieser einen besonderen Ehe. Verursacht nicht durch Seitensprünge, das Ende der Liebe oder ähnlichem, sondern durch das Ende schlechthin: das Ende des Lebens!

 

Eine Geschichte, die wenn man das Leben des Autors näher betrachtet autobiographisch beeinflusst zu sein scheint – auch wenn Yglesias noch vor Beginn des Buches klar macht, daß alle Gemeinsamkeiten mit realen Personen rein zufällig wären. Letzten Endes schreibt er den Roman, aus der Beobachter-Perspektive, hält sein Augenmerk aber bei Enrique – dem Ehemann – Zufall oder nicht sei dahingestellt.

 

Und wie so oft im Leben, scheint es auch hier so zu sein, daß erst viel zu spät klar wird, was man hat oder hatte, wenn es droht verloren zu gehen oder nicht mehr da ist. Und so merkt auch Enrique erst nach Jahren und dem bevorstehenden Krebstod von Margeret, was er an seiner Frau hat und fragt sich selbst, wie er seiner Frau klar machen soll, was sie für ihn bedeutet. Und selbst ihm, als Autor, scheinen in dieser Situation die Worte zu fehlen.

 

Auf der Suche nach den richtigen Worten, den letzten Worten, wird dem Leser die Geschichte dieser beiden Menschen auf mehr oder minder intensive Weise dargelegt. Offen, wie die Beschreibung einer sterbenden Frauen, die Geschichte von Seitensprüngen und der Liebe an sich auf der einen Seite; schwierig und teilweise langatmig auf der anderen Seite.

 

Es bleibt unklar, ob Yglesias tatsächlich vorhatte, das Rezept einer „glücklichen Ehe“ zu vermitteln. Sollte dem so sein, so ist es ihm nicht gelungen. Denn es scheint als wäre die Allzweck-Waffe des Autors Sex. Oder wie ist es zu erklären, daß ausgerechnet der erste Sex zwischen Enrique und Margaret sich durch das ganze Buch zieht? Eine Banalität, wenn man so will, das Verbindende zwischen zwei Menschen, mögen andere sagen.

 

So lässt sich darüber streiten, ob Sex, das Gesamtkonstrukt des Buches bereichert oder zerstört – ganz wie im richtigen Leben!

 

Yglesisas beschreibt hier vielleicht nicht das Rezept einer glücklichen Ehe an sich, aber die glückliche Ehe von Margaret und Enrique. Und Glück liegt zweifelsohne immer im Auge des Betrachters.

 

Trotz aller Zweifel am und Schwierigkeiten mit dem Buch, schafft es Yglesisas eine Lebens- und Liebesgeschichte zweier scheinbar unterschiedlicher Menschen zu Papier zu bringen, die ihre Verschiedenheit nutzen um zu zweit ein Ganzes zu werden.