Wie erlebt man Glück?

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Das Buch beginnt mit dem ersten Treffen der jungen schönen Margaret und Jungautor Enrique,
und behandelt dann ihre durchwachsene Ehe und ihre Vorbereitungen auf die drohende Trennung durch Tod der unheilbar an Krebs erkrankten Margret, wobei dieser von Anfang an fest steht.
Der Autor betrachtet den Anfang der Liebe
und den langsamen hospizgestützten Tod der Ehefrau in jeweils abwechselnden Kapiteln.
Erinnerungen an das Auf und Ab einer
fast dreißigjährigen Ehe mit ihren Höhepunkten,
Ehebruch, Kinder, berufliche Umstände, der Stand der derzeitigen medizinischen Versorgung
bei Krebserkrankung, dem Verhältnis zu den Eltern werden angesprochen
Durch Einflechten seiner Haltung gegenüber Religion, zeitgenössischem Leben in New York,
Arbeitsleben, Bildungssystem versucht Yglesias auch,
ein Bild der heutigen Situation in Amerika erstehen zu lassen.
Das Buch soll autobiographisch gefärbt sein.

Mein Eindruck

Das erste Kapitel hat mich sehr abgestoßen, ich war überhaupt nicht interessiert, etwas über die Begierden eines halbgebildeten Jungautors zu erfahren.
Das zweite Kapitel eröffnete dann die Tatsache des baldigen Todes von Margret.
Das war eine Kehrtwendung um 180 Grad ins Seriöse, schien mir.
Nach Abschluß des Buches - und das Ende hat mich wieder sehr aufgebracht -
bleibt bei mir der Eindruck zurück, dass ich eins
der üblichen Hollywoodrührstücke in Drehbuchform gelesen habe.
Wochenlang verabschiedet sich die moribunde Gattin
von zahllosen Freunden und Angehörigen, der hilflose
Enrique mit seinem pausenlosen Gegrübel tut sich vor allem selber leid.
Die detaillierte Schilderung der medizinischen Behandlung mit reichlich speziellen Termini darf nicht fehlen.
Ja, so geht es.
Das alles steht in jedem Ratgeber über die Erstellung eines einträglichen Buches oder Film.
Viel Gefühl, viel Fachjargon, etwas Sex und wenig Ehrlichkeit.
Wieder stellen wir fest, dass seit 2001 die Twin Towers in wirklich jedem USA-Werk
erwähnt werden müssen. Direkt nach den Nazis, die auch nicht fehlen.
Und warum trinkt Enrique eigentlich Kaffee aus dem Feinkosttempel Dean & Deluca?
Warum wird ständig die Private Krebsklinik Sloan-Kettering erwähnt?
Gibt es dafür eine extra Zahlung?

Es vollzieht sich hier das Phänomen, dass ich die agierenden Hauptpersonen zum Schluss
schlechter kenne als zu Anfang, meine Empathie läßt im Laufe der Handlung zunehmend nach.
Es gibt so viele Ungereimtheiten.
Da heißt es zum Beispiel am Anfang über Margaret "Margaret haßte es, Pläne zu machen"
Später aber wird eine Kontrollsucht hervorgehoben.
Enriques Frau sieht tapfer ihrem Tod entgegen,
Enrique aber grübelt über seine "beraubte Zukunft"
Er richtet 2 Quadratmeter Schubladen für den medizinischen Bedarf im Krankenzimmer ein,
die Bettwäsche aber ist in einem anderen Stockwerk und wird zudem noch knapp.

Das sehr ernste Thema Tod, Sterbehilfe und Verlust des Ehegatten wurde hier für meinen Geschmack nicht angemessen umgesetzt.
Enriques Liebe blüht erst richtig auf, als seine Frau langsam stirbt.
Das immerhin nehme ich als Warnung mit.