Worin zeichnet sich eine glückliche Beziehung aus?

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chaosbaerchen Avatar

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In Rafael Yglesias "Glückliche Ehe" geht es um die Beziehung zwischen Enrique Sabas und der fünf Jahre älteren Margaret Cohen, die sich in den siebziger Jahren mit Anfang bzw. Mitte zwanzig in Manhattan kennen und lieben lernen, heiraten und ein Kind bekommen. Enrique hat mit einundzwanzig bereits zwei Romane veröffentlicht und gilt als literarisches Wunder. Er ist Künstler ohne Schulabschluss und lebt ein recht eigenbrödlerisches Leben.

 

Bevor das zweite Kind kommt, durchleben Enrique und Margaret eine Ehekrise. Enrique hat zu diesem Zeitpunkt eine Affäre mit Margarets bester Freundin Sally, von der Margaret aber zeitlebens niemals erfährt. Margaret und Enrique landen letztlich beim Paartherapeuten, der die Ehe zu retten vermag anstatt Enrique - so war der Plan - den Weg zu Sally freizuschaufeln. Enrique erkennt, wie viel Stabilität ihm seine kleine Familie gibt und nach ein paar Jahren bekommen sie ein zweites Kind.

 

Als Enrique fünfzig ist, wird bei Margaret Krebs diagnostiziert und der Kampf beginnt. Als nach Remissionen und Rezidiven klar wird, dass der Kampf verloren ist, entscheidet sich Margaret dazu, zu Hause sterben zu wollen und bittet Enrique um Hilfe.

 

Enrique wird nach und nach klar, was er zu verlieren droht und erkennt das, wie stark seine Verbindung und Liebe zu Margaret ist.

 

Die letzten Wochen in Margarets Leben verplant Enrique auf ihren Wunsch hin mit Abschiedsgesprächen. Er organisiert minutiös jedes Treffen mit Freunden, Kindern und der Verwandtschaft und bleibt selbst dabei ziemlich auf der Strecke. Erst ganz zum Schluss kommt er doch noch zum Zug, aber das erkennt er erst später.

 

Das Buch ist von Anfang bis Ende ein stetiges Hin und Her zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Der Leser erfährt nach und nach mehr über die Beziehung der beiden, die da in der Gegenwart unwiderruflich zu Ende geht - und er versteht!

 

Das Buch ist keine leichte Kost, aber das kann man bei dem Thema Krankheit und Tod auch nicht erwarten. Ich habe mich am Anfang schwer getan, als Margarets Krankheit noch dominierte und ich das Gefühl hatte, dass das Buch zu negativ ist und mich depressiv werden lässt. Nach und nach habe ich habe das Positive erkennen können und begriffen, dass ich die Geschichte als Ganzes begreifen muss und mich nicht auf das schreckliche Ende konzentrieren darf. Der Tod gehört zum Leben und man darf sich nicht zu sehr auf den Verlust fixieren. Man ist nicht der einzige Hinterbliebene und das Leben geht weiter. Margaret musste gehen, aber das konnte sie erst, nachdem sie für sichergestellt hatte, dass alles gesagt war und dass es auch ohne sie weitergehen würde.

 

Mir hat das Buch deutlich mehr gegeben, als ich mir anfangs eingestehen wollte. Man muss sich allerdings drauf einlassen!