Big Brother is everywhere....

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maimouna19 Avatar

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Zehn Kandidaten (Zero 1 bis Zero 10) wurden ausgewählt, um am Betatest von FUSION, einem Projekt der US-Geheimdienste und dem Social Media Konzern WorldShare von Cy Baxter, teilzunehmen. FUSION ist ein Hightech-Überwachungsprojekt, das verspricht, jeden überall aufspüren zu können und soll der Regierung helfen, Terroristen und Verbrecher festzusetzen, bevor sie ihre Taten begehen können.

Die Kandidaten werden über den Start des Tests informiert und haben dann zwei Stunden Zeit, abzutauchen. Wer es schafft, 30 Tage unauffindbar zu bleiben, erhält ein Preisgeld von 3 Millionen US-Dollar. Auch für Cy Baxter steht einiges auf dem Spiel. Gelingt es, alle Testteilnehmer vor Ablauf der Frist aufzuspüren, winkt eine milliardenschwere Partnerschaft mit den US-Geheimdiensten.

Kaitlyn Day, eine Bibliothekarin aus Boston, die aus ganz eigenen Motiven an diesem Test teilnimmt, wird anfangs gründlich unterschätzt, erweist sich aber schnell als ernstzunehmende Herausforderung.

Anthony McCarten erzählt eine absolute spannende und temporeiche Geschichte, die mich so gefesselt hat, dass ich das Buch mehr oder weniger in einem Rutsch verschlungen habe. Ich habe mit Kaithlyn mitgefiebert und –gelitten und war jedes Mal erleichtert, wenn es ihr doch wieder gelungen war, ihren Verfolgern ein Schnippchen zu schlagen und zu entkommen.

Auch wenn man es eigentlich weiß, ist es trotzdem gruselig zu lesen, inwieweit jeder schon zum gläsernen Mensch geworden ist, selbst wenn er in den sozialen Medien keine privaten Informationen von sich gibt. Öffentlich aufgestellte Kameras, Handyortung, Fitness-Tracker, Kreditkartenzahlungen, Internet-Nutzungsverhalten, Autos mit ihrer Elektronik, etc. – jeder hat einen digitalen Fußabdruck. Und wenn das nicht reicht, gibt es ja auch noch Gesichtserkennungssoftware, Drohnen und Wärmebildkameras, etc. Chatverläufe und Email-Verkehr können ausgewertet, entsprechende Algorithmen genutzt und Profile erstellt werden – kann man da noch spurlos verschwinden?
Wenn dann noch dubiose Geschäftsinteressen und die niederen Züge des menschlichen Charakters zum Tragen kommen, wird es brandgefährlich. Datenschutz und Privatsphäre zählen nichts mehr, denn alles dient natürlich nur der Früherkennung und Gefahrenabwehr!

Was in Huxleys „Schöne neue Welt“ und Orwells „1984“ noch als Utopie belächelt wurde, ist inzwischen erschreckende Realität.

Klare Leseempfehlung meinerseits. Alles in allem ein echter Pageturner, flüssig geschrieben, spannend bis zur letzten Seite, besonders auch durch den Plot-Twist in der 2. Hälfte des Buches, der Kaithlyns wahre Motive enthüllt. Und am Ende bleibt ein beklemmendes Gefühl!