Ein modernes Katz- und Mausspiel

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marcialoup Avatar

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Anthony McCarten hat sich selbst übertroffen. Was für ein genialer Roman!
Auch das Cover ist perfekt und in seiner Schlichtheit aussagekräftig genug, es passt ideal zum Inhalt.
Mich erinnert „Going Zero“ ein wenig an „Hand aufs Herz“, ebenfalls von Anthony McCarten. Die Struktur der Grundidee scheint ähnlich zu sein, doch der Aufbau dieser Geschichte ist ein völlig anderer:

Cy, schon sein Name klingt wie die Abkürzung einer hochtechnisierten Überwachung, verfolgt neben neun anderen Kandidaten Kaitlyn (Zero 10) eine Bibliothekarin, die versucht, im Nirvana der digitalisierten Welt zu verschwinden.
Das ganze ist ein Spiel, aufgerufen von der FUSION, ein hochmodernes Überwachungssystem, das Cy Baxter mit dem CIA zusammen entwickelt hat.
Zehn freiwillige Teilnehmer sollen sich innerhalb von 2 Stunden unsichtbar machen, quasi aus sämtlichen Radarsystemen verschwinden und nirgends digitale Fußabdrücke oder sonstige Spuren hinterlassen, also Going Zero. Nach 2 Stunden dann beginnt die Jagd, denn Cy Baxter wird mit seiner Firma und all seiner Macht sowie jeglicher Technik versuchen, diese zehn Zero-Kandidaten innerhalb von 30 Tagen aufzuspüren. Nicht nur das extrem hohe Preisgeld reizt Kaitlyn dabei…
Die echte Realität ist messerscharf in diesem Roman enthalten und wird offensichtlich als Spiegel vorgehalten. Langsam in eine atemlose Spannung hineingezogen, kann man diese Verfolgungsjagd nicht mehr beiseite legen.
Interessant, wie nach und nach die zehn Zero-Teilnehmer aufgespürt werden und mit welchen Mitteln und Ideen diese zehn, aus dem Alltag herausgegriffenen Menschen wie du und ich, sich der digitalen Welt entziehen (wollen), in der Hoffnung, ihr Plan sei perfekt genug, nicht gefunden zu werden. Wird Kaitlyn es schaffen, unentdeckt zu bleiben? Ihre Strategien muß sie dabei immer wieder ändern und überdenken. Doch ihr extrem guter und ausgeklügelter Plan bringt auch Cy Baxter an seine Grenzen und weiß den Leser zu überraschen.

Erschreckend wie durchsichtig ein jeder von uns geworden ist! Überall hinterlassen wir Spuren ohne es zu merken und ohne je zu vermuten, wo wir sie überall hinterlassen, wo sie später wieder auftauchen können, was mit ihnen geschieht und wer davon profitieren kann!
Individualität und eigenbestimmtes Leben geht immer mehr verloren, auch weil zu wenig darüber nachgedacht wird, wie man mit sich, seiner Um-welt und seinen Daten umgeht…

Going Zero könnte einen neuen Begriff im Umgang mit einer gewissen Lebensweise prägen. Bemerkenswert auch, dass der Roman im Deutschen seinen Original-Titel behalten durfte, es hätte nichts besser gepasst!
Ich werde nun wohl öfter mal Going Zero sein.