Je nach Vorwissen mehr oder weniger schockierend

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diebuchbloggende Avatar

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𝑾𝒆𝒓 𝒃𝒆𝒘𝒂𝒄𝒉𝒕 𝒅𝒊𝒆 𝑾ä𝒄𝒉𝒕𝒆𝒓? Dieses Zitat des römischen Satirikers Juvenal spukte mir während der Lektüre von "Going Zero" ständig im Kopf herum. Das neue Buch des Schriftstellers und Drehbuchautors Anthony McCarten (Ü: Manfred Allié & Gabriele Kempf-Allié) treibt das Konzept und Boomer-Schreckgespenst des "gläsernen Bürgers" auf die Spitze und stellt die Frage: wem "dürfen" allumfassende Personendaten gehören? Aktuell lautet die Antwort: der Privatwirtschaft aka. großen Social Network-Konzernen. Wären sie bei der Regierung dann nicht doch besser aufgehoben? Wo sie immerhin nicht nur für schnöde Konsumanreize, sondern beispielsweise zur Terror-Bekämpfung eingesetzt werden könnten?

Der Jeff Bezos der Handlung heißt hier Cy Baxter und geht einen wahnwitzigen Deal mit der US-Regierung ein: wenn er es schafft, zehn Durchschnittsbürger*innen innerhalb von 30 Tagen aufzuspüren, die sich mit allen Mitteln zu verbergen versuchen, gibts eine offizielle Zusammenarbeit - inklusive beidseitigem Zugriff aus nahezu ALLE Daten. Gesammelt wie auch in Echtzeit.
Den zehn sogenannten "Zeros" winkt als Anreiz ein Gewinn von drei Millionen Dollar, wenn sie es hingegen schaffen, sich solange zu verstecken. Doch (wie) ist das heutzutage noch möglich, mit Überwachungskameras, umfassenden Netzen, Drohnen & Co?

Man merkt McCarten seine Arbeit in der Filmindustrie an: man fliegt nur so durch die 464 Seiten, die auch wunderbar im Bewegtbild funktionieren würden. Wir fiebern mit den zehn Protagonist*innen, die auf die interessantesten Ideen kommen, um sich zu verbergen. Das wäre als Romanhandlung, die im Vorbeigehen die zentralen Fragen von Datensicher- und -hoheit stellt, bereits spannend genug, aber im letzten Drittel erwartet uns noch ein gewaltiger Plot-Twist.

Mir hat der Roman (soll ich's Dsytopie nennen? Ich weiß nicht...) sehr gut gefallen, allerdings würde ich die Zielgruppe nicht bei den "digital natives" verorten, sondern eher bei weniger technisch versierten Personen - da dürfte der gewünschte "Schock-Effekt" noch besser greifen :)