Jeder deiner Schritte ...

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Inhalt
Dem Selfmade-Geschäftsmann Cy Baxter winkt die Zusammenarbeit mit den höchsten amerikanischen Behörden zur Überwachung der Bürger. Dazu sollen sich in einem letzten Versuch zehn Personen verstecken und dreißig Tage lang außerhalb aller Überwachungssystem halten. Wem das gelingt, der gewinnt mehrere Millionen Dollar. Auch die Bostoner Bibliothekarin Kaitlyn Day/Zero 10 beteiligt sich. Ihr gelingt es, am Längsten durchzuhalten. Aber sie hat ihre eigenen Gründe, sich an dem „Spiel“ zu beteiligen. Sie ist vorbereitet. Und tut, was getan werden muss.


Meinung
Wer sich schon einmal mit dem Thema „Überwachung“ beschäftigt hat, weiß, was bereits heute alles möglich ist. Der vorliegende Roman ist daher keine Science Fiction, sondern bittere Realität. Baxter und seine Teams haben Zugang zu einfach allem, sogar zu Dingen, die die Teilnehmer selbst vergessen haben. Per Computer werten sie Daten aus, analysieren bloße Gesichtszüge, schauen nach jeder Kleinigkeit. Ihnen zu entkommen, ist unmöglich. Seltsam oder nicht, dass die meisten Teilnehmer versuchen, in die Wildnis zu entkommen, denn in Ortschaften oder größeren Städten hat man heute keine Chance mehr, dem Überwachungsapparat zu entfliehen. Das zeigt „Going Zero“ in jedem Fall sehr eindrücklich.
Die Zentrale in FUSION bildet einen Dreh- und Angelpunkt in der Geschichte. In eigenen Kapiteln werden die Teilnehmer gezeigt, meist just dann, wenn sie gefunden werden. Und alle waren sie sehr kreativ, sogar ein älterer Herr, der nicht einmal ein Handy besitzt. Und wenn ein verärgerter Ex-Kommilitone auf die Seite der Überwacher kommt und die Teilnehmerin im Auto einsperrt, das allein und ferngesteuert fährt, ist dies spannend und emotional zu verfolgen. Überhaupt ist das erste Drittel des Thrillers kaum aus der Hand zu legen. Später wiederholt sich manches, bis sich die Handlung quasi dreht. Hier kann es mitunter sein, dass es sich ein bisschen zieht.
Leider ist die Lösung im privaten Bereich Baxters angesiedelt. So einfach kommen wir in der realen Welt wohl nicht davon. Dass die meisten einst geschaffenen Gesetze, oft um die Bürger „zu schützen“, nicht oder nicht ganz rückgängig gemacht wurden, ist kein Geheimnis. Auch einem Herrn namens Edward Snowden sollte gut zugehört werden. Ein Blick nach China offenbart, wohin die Reise gehen könnte, erste Stimmen der Politik in Europa und speziell in Deutschland werden laut, die ähnliche Modelle vorschlagen oder fordern. Was wissen die großen Konzerne, die Datenkraken bereits von uns? Was veröffentlichen wir selbst in den Social-Media-Kanälen, was anderen mehr über uns verrät, als wir wollen? Und wieso holen wir uns die Geräte sogar selbst ins Haus? Romane wie „Going Zero“ sind sehr wichtig, wenn es um Aufklärung geht. Die meisten Menschen haben nicht auf dem Schirm, dass bereits in den nächsten fünf Jahren die Welt der Science Fiction-Filme unsere Realität geworden sein wird. Und wenn man sich anschaut, wer an den sog. Hebeln der Macht sitzt, ist das keine gute Entwicklung.
Eine atemlose Jagd, unerwartete Wendungen, wenn auch nicht immer so tief geschrieben, wie es wünschenswert gewesen wäre. Dennoch sehr gerne empfohlen!