Leben wir bereits im totalen Überwachungsstaat?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
lisbethsalander Avatar

Von

Im neuen Thriller von Anthony McCarten steht ein Experiment des Social-Media-Moguls, Milliardärs und Chef des Tech-Konzerns Fusion, Cy Baxter, im Mittelpunkt. Um die amerikanischen Geheimdienste von seinem neusten Überwachungsprogramm zu überzeugen, hat Baxter einen Wettbewerb ausgelobt, bei dem sich zehn sorgfältig ausgewählte Personen 30 Tage lang versteckt halten müssen, ohne digitale Fußabdrücke zu hinterlassen. Gelingt ihnen das, ohne aufgespürt zu werden, winkt ihnen jeweils ein Preisgeld von sage und schreibe drei Millionen Dollar. Die Protagonistin hierbei ist außer Cy Baxter die 30jährige Bibliothekarin Kaitlyn, die an dem Experiment teilnimmt, und von der der Medienmodul denkt, sie wäre eine der einfach gestricktesten Kandidatinnen und mit Sicherheit für ihn und sein Team innerhalb kürzester Zeit zu finden. Doch natürlich kommt es anders als man denkt, und Kaitlyn entwickelt sich als richtig harter Brocken, bleibt für Baxter tatsächlich nahezu unauffindbar und scheint ihn immer wieder an der Nase herum zu führen. Denn wie wir nach und nach erfahren, treibt die Bibliothekarin nicht unbedingt in erster Linie das Preisgeld an, sie verfolgt ganz andere Ziele. In recht kurzen Kapiteln, die aus unterschiedlichen Perspektiven der einzelnen Teilnehmer bzw. Baxter selbst erzählt werden, was die Sache sehr spannend und abwechslungsreich macht, erfahren wir nach und nach, wie Kaitlyn und die anderen neun Teilnehmer, jeder auf seine Art und Weise, versuchen, den Überwachungssystemen zu entkommen. Keine Kreditkarten, keine Handies, alles, womit man digitale Spuren hinterlässt, gilt es zu vermeiden, und somit gestaltet sich heutzutage das Leben tatsächlich schwierig. In flüssigem spannenden Schreibstil schildert McCarten dieses Experiment. Ich als Leser wollte natürlich wissen, wie sich dieser Plot entwickelt, was letztendlich dahinter steckt und konnte deshalb das Buch kaum aus der Hand legen. Ein bisschen fehlte mir zugegebenermaßen die Nähe zu den neun anderen Teilnehmern, deren Geschichte und Beschreibung immer nur kurz angerissen wurde. Das Ganze hätte für meinen Geschmack ruhig um einige hundert Seiten länger und ausführlicher sein können. Im letzten Drittel gibt es eine dramatische Wendung und alles nimmt nochmal zusätzlich an Fahrt auf. Ich fand die Idee des Thrillers wirklich spannend und originell, auch wenn sie durchaus noch ausbaufähig gewesen wäre. Trotzdem gibt es von mir eine unbedingte Leseempfehlung!