Im goldenen Käfig

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alphafrau Avatar

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Mit "Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem." hat die populäre schwedische Kriminalschriftstellerin Camilla Lackberg ihren ersten Psycho-Thriller vorlegt. Im Mittelpunkt dieses Roman stehen Faye und Jack, die das absolute Traumpaar sind. Sie haben das erfolgreichste Unternehmen Stockholms aufgebaut, wohnen in einem luxuriösen Apartment und sind umgeben von den Reichen und Schönen. Die gemeinsame Tochter Julienne ist die Krönung ihres Glücks. Doch der Schein trügt. Fayes Leben dreht sich nur noch um den verzweifelten Versuch, Jack zu gefallen. Seine Verachtung ist in jeder seiner Gesten spürbar. Was verbirgt ihr einst liebevoller Mann vor ihr? Als Jack und Julienne von einem Bootstrip nicht zurückkehren und die Polizei eine Blutlache im Apartment entdeckt, fällt der Verdacht schnell auf Jack. Hat er seine eigene Tochter ermordet? Nichts in Fayes Leben ist mehr so, wie sie es kannte ...

Das Cover fällt aus dem Rahmen des Üblichen. Man sieht einen goldenen Schmetterling, der hinter einem Glas gefangen ist und sich nicht mehr aus eigener Kraft befreien kann. Der interessante Titel lässt mehrere Interpretationen zu und macht auf die zugrunde liegende Handlung neugierig.

Wenn man so will, beginnt dieses Buch gleich mit einem Paukenschlag. Im Prolog erfährt man von dem schrecklichen Verdacht, dass Julienne das Opfer eines Verbrechens und Jack womöglich zum Täter geworden sein könnte.

Die Geschichte dieses Verbrechens wird aus der Retrospektive enthüllt. Die Handlung spielt auf zwei zeitlichen Ebenen, nämlich einmal in der Gegenwart und in der Vergangenheit. Hierbei wird das gesamte Geschehen ausnahmslos aus der Perspektive von Faye geschildert, wobei Camilla Lackberg sich für die 3. und die 1. Person Singular entschieden hat. Auf den ersten Blick scheint diese Vorgehensweise merkwürdig, weil sie unseren üblichen Lesegewohnheiten widerspricht. Aber sie macht Sinn, denn sie zeigt die Negierung der eigenen Persönlichkeit im Laufe der Ehe mit Jack auf. Faye verliert ihr Selbstbewusstsein - sie wird von einem eigenwilligen "Ich" zu einer fremdbestimmten "Sie".

Man taucht tief in die Psyche von Faye ein, welche sich im Laufe der Jahre zu einer gespaltenen Persönlichkeit entwickelt hat, die ihren Geburtsort Fjällbacka, einen kleinen Hafenort an der Westküste Schwedens in der Region Bohuslän, gegen die Metropole Stockholm eingetauscht und ihre frühere Identität (plus ihren alten Vornamen) zugunsten einer (scheinbar) glitzernden, makellosen Existenz in der Welt der Schönen und Reichen völlig verdrängt hat.

Nach und nach lernen wir die düsteren Geheimnisse der Protagonistin kennen, die - einer Rachegöttin gleich - einen Feldzug gegen gewissenlose Männer führt, um sie zur Strecke zu bringen, wenn sie gewisse Grenzen überschreiten. "Revenge" ist ein wichtiges Motiv, aber mehr darf ich an dieser Stelle nicht verraten. Auch wenn Faye zu radikalen Maßnahmen greift, um ihre Ziele zu erreichen, ist sie keineswegs eine unsympathische Figur. Tatsächlich kann man viel Verständnis für diese zutiefst verletzte Frau aufbringen, die viel brutale Gewalt ertragen hat und sich gegen eine von Männern dominierte Welt zu wehren weiß.

Camilla Lackberg schreibt in einem gut lesbaren Stil. Ihr gelingt es mühelos, die Spannung bis zur letzten Seite zu halten. Ich konnte diesen fesselnden Psychothriller nicht mehr aus den Händen legen und spreche ein klare Leseempfehlung aus.