Roman mit Thriller-Momenten

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dj79 Avatar

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Wenn man aufgrund des spannungsgeladenen Titels „Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem.“ in Verbindung mit dem Namen Camilla Läckberg glaubt, einen Thriller serviert zu bekommen, dann wird man vielleicht enttäuscht sein, da der vorliegende Text dafür einfach nicht spannend genug ist.

Aber warum ist das so? In meinen Augen wird zu lang, nämlich etwa bis zur Buchmitte, in die Situation eingeführt. Als Leser taucht man in ein Familiendrama ein, wo Faye und Jack nach außen hin das perfekte Paar mimen. Gekrönt wird das scheinbare Glück von Julienne, der bezaubernden Tochter. Da Faye diese Perfektion auch nach innen aufrechterhalten will, tut sie absolut alles für Jack. Faye gibt sich mit Leuten ab, die sie nicht mag, wohnt mit Jack in einem Luxusapartment wie aus dem Hochglanzprospekt, lässt sich regelmäßig von ihm maßregeln, erniedrigt sich selbst vor ihm, nur um ihm weiterhin zu gefallen. Fayes unterwürfiges Verhalten ihrem Ehemann gegenüber passt aus meiner Sicht nicht zu ihrem in Rückblenden erzählten Hintergrund. Im Zusammenhang mit ihrem Studium und mit ihrem Beitrag während der Entstehungsphase des gemeinsamen Unternehmens Compare machte sie einen durchaus intelligenten Eindruck. Trotzdem hat sich Faye von Jack unterbuttern lassen. Zudem hätte ich erwartet, dass Faye aus den Erlebnissen ihrer Kindheit erstarkt hervorgegangen ist. Weil diese Verhaltensweisen überhaupt nicht mit meinem Frauen-/Weltbild in Einklang zu bringen sind, bleibt Faye mir bis zu Ende fremd.

In der zweiten Buchhälfte emanzipiert sich Faye endlich aus ihrem Goldenen Käfig. Es wird ein wenig spannender. Ohne eine Öre in der Tasche startet sie wie ein Phoenix aus der Asche eine neue Karriere. Nach all der Unterdrückung, jetzt zunächst mit finanziellen Sorgen belastet, entwickelt sie einen genialen Businessplan, während sie gleichzeitig einen Aushilfsjob ausübt. Als wäre das nicht schon zu viel, denkt Faye sich außerdem einen Racheplan für den gemeinen Jack aus. Für meinen Geschmack läuft es ab hier zu glatt, jede Idee schlägt ein, nichts geht schief, nur noch einmal wird es eng für Faye. Das hat nichts mehr mit Lebenswirklichkeit zu tun. Hier erschient mir die Handlung unglaubwürdig.

Das positive Ende hat mich dann auch irgendwie überrumpelt. Es passte zwar sachlich zu den vorher beschriebenen Tatsachen, wirkte aber trotzdem aufgesetzt.

Zudem finde ich den Titel „Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem.“ nicht ganz passend. Natürlich klingt der Titel nicht mehr so spannend, wenn man den letzten Teilsatz „Trau niemandem.“ weglässt. Dennoch finde ich ihn irreführend, da Faye ja doch der ein oder anderen Person sehr stark vertraut. Einen weiteren Kritikpunkt möchte ich für das recht penetrante Productplacement vergeben. Diese massive Form mag ich einfach nicht.

Trotz all der Kritik hat sich der Roman gut lesen lassen. Wenn man es nicht so genau nimmt, kann man das Buch mal zwischendurch oder im Urlaub durchschmökern. Die beiden bzw. drei Zeitebenen, in denen erzählt wird, lassen beim Leser Ahnungen entstehen. Richtig gut hat mir auch die unterschwellige Kritik zum „Schönen Schein“ gefallen. Golden Cage ist vielleicht insgesamt ein Thriller-light und für Einsteiger in dieses Genre gut geeignet. Da sich die schwedische Polizei meiner Meinung nach bei ihren Ermittlungen hier einen gravierenden Fehler leistet, sollten Angehörige ebendieser vielleicht die Finger von dem Roman lassen, um unnötigen Ärger zu vermeiden.