Unspektakulärer Startschuss

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straßenprinzessin Avatar

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“Mir waren tausend Gedanken durch den Kopf geschossen – von früher, von heute, von der Zukunft.“ (Seite 219)

„Raue Natur, wilder Pferde und die ganz großen Gefühle“ - so wird Band 1 der Golden Hill Reihe angeteasert, aber leider war mir der Startschuss viel zu unspektakulär.

Parker, früher ein aufmüpfiger Teenager, jetzt ein Mann mit großen Plänen möchte der Farm seiner Großeltern neues Leben einhauchen. Die Ranch in Montana, die ihm einst die Möglichkeit gab zu sich selbst zu finden, soll nun zusammen mit ein paar Therapiepferden eine Anlaufstelle für ebenso Erholungsbedürftige Menschen werden.
Motiviert beginnt Parker mit seinem Vorhaben, doch leider hat er die Mentalität des kleinen Städtchens Boulder Creek und die Laune seiner Jugendliebe Clay unterschätzt.
Während die Bewohner ihn mit Verachtung willkommen heißen, zückt Clay zur Begrüßung ihr Gewehr.
Parker hat einige Herausforderungen zu überwinden und auch Clay muss einige Antworten auf viele neue Fragen finden.

Beide Hauptfiguren fand ich eigentlich ganz nett und ich mochte es sehr, dass die Geschichte nicht nur aus einer Perspektive erzählt wurde. Clay und Parker kamen gleichermaßen zu Wort.
Parker mochte ich dabei ein Tick lieber, was vor allem daran lag, dass er sich im laufe der Story weiterentwickelt hat. Er ist unglaublich nett und umsichtig. Die Beziehung zu seiner Schwester fand ich entzückend und auch sein Verhalten gegenüber Clay mochte ich. Parker gehört zu den guten Jungs und kommt völlig ohne das Bad Boy Image aus.
Für mich wirkte Clay im Vergleich zu ihm sehr blass und entwicklungsgestört. Obwohl es auch in ihrem Leben Veränderungen gab und gibt, ist sie immer noch zu oft das zurückgelassene 16 Jährige Mädchen gewesen. Ich hatte oft das Gefühl, dass sie es einfach nicht schafft über sich hinaus zu wachsen. Ich muss zugeben, dass mich das unglaublich genervt und auch ein wenig geärgert hat. Gerade am Anfang fand ich sie noch großartig, weil ich dachte: Wuhi, Powerfrau!, aber leider ist sie die ganze Zeit über nur das dumme Mädchen, welches rumheult und immer wieder verunsichert ist, weil ihre große, große Liebe sie DAMALS zurückgelassen hat. Mal davon abgesehen, dass ich das Ausmaß ihrer seelischen Verletzung darüber völlig überzogen finde, ärgert es mich, dass sie die schwache, dämliche Frau ist, die einfach ohne diesen einen Mann nicht Leben kann, deswegen völlig Beziehungsgestört ist und sich einfach nicht weiterentwickeln kann, weil sie in ihrer Vergangenheit gefangen ist. Jedes toxisches Klischee wurde hier bedient.
Eine weitere nervige Schwachstelle war für mich, dass das Setting fast gar nicht genutzt wurde. Die Ranch wurde mir zu wenig beschrieben, die Therapiestätte (oder eher das Konzept davon) wirkte total unausgereift und das eingeschworene Städtchen war ohne jeden Charme.
Die Nebenfiguren waren unwichtiger als eine tote Mäusefamilie, was wirklich Schade war, denn die Figuren hatten wirklich Potenzial.
Und trotzdem hatte dieses Buch etwas an sich, was mich dazu verleitet auch den 2. Band lesen zu wollen. Band 1 fand ich sehr schleppend, aber ich hoffe, dass ebenso wie die Baumaßnahmen nun auch die Geschichte weiter voran gehen wird.
Golden Hill ist keine große Plot Überraschung, eher ein solider New Adult Roman, denn man an einem Tag schon mal gemütlich wegschmökern kann.

Ein unspektakulärer Startschuss der auf jeden Fall eine Menge Entwicklungspotenzial hat.