Verbrechen, Strafe, Fluchten

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Der Krimi "Goldstein" ist in drei Teile untergliedert: "Verbrechen", "Strafe" und "Fluchten". Diese drei Worte beschreiben schon sehr gut den Inhalt dieses Romans. Es geht nicht nur um Verbrechen, auch um Strafe, allerdings nicht der juristischen, sondern der von einem Geheimbund auferlegten Strafe. So ist Selbstjustiz das beherrschende Motiv, wie sich allerdings erst am Schluss aufklärt.
Der amerikanische Gangster Abraham Goldstein ist zu Besuch in Berlin. Was er dort vorhat, weiß niemand, doch die Berliner Polizei ist alarmiert. Während seines Besuchs gibt es diverse Morde: ein Polizist, ein Hehler, zwei Größen der Berliner Unterwelt sowie ein SA-Mann zählen zu den Opfern. Wurde Goldstein von einem Berliner Auftraggeber auf diese Männer angesetzt? Kommissar Rath, der Goldstein beschatten sollte und ihn aus den Augen verloren hat, glaubt nicht an dessen Schuld. Schließlich kommt eben auch alles anders, als zunächst vermutet...

Spannung:
Die einzelnen Handlungsstränge werden oft erst nach recht langer Zeit weitergeführt. Das sorgt zwar auf der einen Seite für Spannung. Allerdings fragt man sich auch zwischendurch öfter nach den Zusammenhängen, was vom aktuell weitergeführten Handlungsstrang ablenken kann. Im Allgemeinen wird ein Handlungsstrang aber mindestens gerade noch rechtzeitig weitergeführt, so dass der Leser nicht zu ungeduldig wird.

Sprache:
Berliner Dialekt und Mundart lockern den Krimi auf und führen z.T. zu kleinen Schmunzlern. Gelegentlich jedoch ist die Phonetik etwas unglücklich ausgedrückt: Wenn im Text "Jotwede" geschrieben ist, liest der Leser nicht automatisch "Jot-We-De". Dies kann zu Verwirrungen führen und den Lesefluss stören.
Auch Abkürzungen aus dem Polizeijargon hemmen zum Teil den Lesefluss, sind jedoch immer dann erklärt, wenn es wirklich wichtig ist. Somit ist dies kein großes Manko.
Die zeitgemäßen Ausdrücke (zum Beispiel "Horch" statt "Audi", "Winker" statt "Blinker") unterstützen das authentische Bild, das man vom Berlin der 30er Jahre bekommt.
Insgesamt ist der Krimi aber sehr flüssig zu lesen - die Sprache ist nicht zu einfach und nicht zu anspruchsvoll, sondern eben genau richtig für angenehmes Lesen.

Mein persönlicher Höhepunkt des Krimis waren nicht etwa die Aufklärungen der verschiedenen Verbrechen, sondern das zum Schluss gezeichnete Bild von Berlin: Während Goldstein sich mit einer kleinen Feier von Berlin verabschiedet, randaliert auf den Straßen die SA. Alle Betroffenen sind zuversichtlich, dass man diese Randalierer wieder in den Griff bekommt. Goldstein merkt an, dass in ein paar Jahren die Olympischen Spiele in Berlin stattfinden; "Bis dahin sollten Sie diese Schläger da oben im Griff haben"-"Keine Sorge, bis zur Olympiade kriegen wir das schon hin" ist die Antwort Kommissar Raths. An dieser Stelle musste ich mehrmals schlucken, weiß man doch, dass eben dies nicht gelingt und die Randalierer der SA nicht das Schlimmste sind, was Berlin und Deutschland in den darauffolgenden Jahren bevorsteht. Daher hat mich vor allem diese Stelle sehr berührt.

Fazit:
Für mich war der Krimi absolut lesenswert und ich kann ihn Krimifans mit und ohne geschichtliches Interesse nur empfehlen. Auch Leser mit schwächeren Nerven können diesen Krimi gut lesen, sind doch die Schilderungen der Gewalttaten zumeist nicht sehr blutig.