Wirkt unreflektiert

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singstar72 Avatar

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Ich hatte mir viel von dieser Leseprobe versprochen, bin aber noch nicht so recht davon angetan. Das Buch beginnt nämlich eher wie eine Biographie einer etwas larmoyanten Mittzwanzigerin, und nicht etwa wie eine Schilderung einer Person, die in der Nähe einer bedeutenden Figur gearbeitet hat, und nun ihre Erlebnisse dort schildert.

Unwillkürlich habe ich Parallelen zur Biographie von Traudl Junge gezogen. Trauld Junge war die Sekretärin von Hitler; nach ihrem Buch wurde der Film „Der Untergang“ gedreht. Ich will nun weiß Gott nicht Obama mit Hitler vergleichen; man soll mich hier bitte nicht missverstehen! Aber – und genau das vermisse ich bisher bei diesem Buch – Traudl Junge hat ihre Erlebnisse reflektiert, sie hat sich eine Meinung über ihr damaliges Ich gebildet. Und vor allem über den Menschen, für den sie gearbeitet hat. Sie hat, wenngleich mühevoll, eine kritische Distanz zum Erlebten aufgebaut. Das hat Beck – noch – nicht getan.

Das Buch ist mir bisher einfach zu weinerlich. Und sehr auf die Person der Autorin bezogen. Damit hatte ich schlicht nicht gerechnet! Sie scheint noch einen Groll gegen ihren alten Arbeitsplatz zu hegen. Warum sonst diese Formulierungen, „ es ist zu Ende“, und die sehr sarkastische Auflistung dessen, was eine Stenographin zu tun und zu lassen habe…?

Vielleicht ist die Leseprobe auch einfach zu kurz gewesen. Bisher hat sie ihren Job ja nicht einmal angetreten. Sie hat sich „nur“ in einer Bar betrunken, weil sie in Washington noch keine dauerhafte Stelle gefunden hat. Mal nebenbei bemerkt, hätte ich persönlich so etwas in einer Biographie nicht so erzählt… Es muss ein ungeheurer Zufall gewesen sein, wie sie schließlich im Weißen Haus gelandet ist.

Nun, lesen würde ich das Buch. Einfach, um mir eine fundiertere Meinung bilden zu können. Aber meine Erwartungen sind nach dieser Leseprobe leider nicht mehr ganz so hoch.