Eine interessante Idee

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kathrineverdeen Avatar

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Fast vier Jahre sind vergangen, seit ich „MondSilberLicht“ von Marah Woolf gelesen habe. Ein Buch, das ich in einer Leserunde zusammen mit der Autorin und vielen begeisterten Teilnehmern gelesen habe. Leider schwappte die Welle der Begeisterung nicht zu mir hinüber und ich musste mich zwingen, diese Geschichte zu beenden und eine Rezension zu schreiben. Trotz meiner Kritik bedankte sich Marah Woolf für die Buchbesprechung und wünschte sich, dass ich es irgendwann noch einmal mit einem Buch aus ihrer Feder versuchen soll. Vier Jahre hat es gedauert, bis ich diesem Wunsch nachgekommen bin und ihr neuestes Werk „GötterFunke. Liebe mich nicht“ gelesen habe. Warum gerade dieses Buch? Ganz einfach: Ich bin ein Coverfetischist! Aber nicht nur das Cover zu diesem Buch ist großartig, auch die Inhaltsbeschreibung klang sehr vielversprechend.

Die Geschichte handelt von Jess, die sich für den Sommer nichts sehnlicher wünscht, als nur ein paar entspannte Wochen mit ihrer besten Freundin in einem Sommercamp zu verbringen. Doch dann trifft sie Cayden, der sie sofort fasziniert, obgleich er ganz eigene Ziele verfolgt: Der Göttersohn versucht inkognito unter den Menschen eine Vereinbarung mit Zeus zu erfüllen: Er muss ein Mädchen finden, das ihm widersteht. Nur dann gewährt Zeus ihm seinen sehnlichsten Wunsch: endlich sterblich zu sein. Jess ahnt nichts von seinem göttlichen Geheimnis, auch nicht, dass Cayden ihre beste Freundin erwählt hat, um seine Vereinbarung zu erfüllen.

Da ich noch kein Jugendbuch gelesen habe, welches sich mit der griechischen Mythologie beschäftigt, konnte ich ganz ungezwungen und ohne besondere Erwartungen an diese Geschichte herangehen. Umso größer war meine Vorfreude auf dieses Buch und ich war gespannt, ob Marah Woolf mich mit dieser Geschichte etwas mehr überzeugen kann, als mit ihrem Debüt. Jedoch erinnerten mich die ersten 200 Seiten an den alten Stil der Autorin, denn diese werden geprägt von einem sehr oberflächlichen Geplauder.
Die Handlung spiegelt den Alltag eines Sommercamps - das Jess und ihre beste Freundin besuchen - wider. Gerne vertreiben sich beide ihre Zeit am Pool oder auf den Partys und reden über ihr Lieblingsthema: Jungs. Eigentlich ist dieses Thema auch der zentrale Punkt der ersten 200 Seiten, denn hier bestimmen die männlichen Protagonisten und ihr Verhalten das Geschehen. Und das auf sehr eintönige Weise. Die Autorin fährt viele gängige Klischees auf, welche ich in einem gewissen Rahmen durchaus ertragen kann. In „GötterFunke. Liebe mich nicht“ waren sie dann doch etwas zu dick aufgetragen und vermittelten, dass alle Jungs – ob Gott oder Mensch –, wirklich umwerfend aussahen, obgleich ihr Aussehen nur zaghaft oder gar nicht von der Autorin beschrieben wurde und die meisten von ihnen nur ein Ziel haben: möglichst viele Mädchen für ein kurzes Abenteuer aufzureißen. Die weiblichen literarischen Figuren haben es ihnen auch nicht all zu schwer gemacht und fast jede Chance genutzt sich ihnen verzückt an den Hals zu werfen oder zu schmollen, weil sie abgewiesen wurden. Als ich die Hoffnung auf eine gute Geschichte fast aufgegeben hatte, kamen mehrere Ereignisse, die mich dann doch zum Weiterlesen zwangen. Das Liebes–Hin-und-Her der literarischen Hauptfigur Jess rückt in den Hintergrund und mit jeder gelesenen Seite entfaltet sich nach und nach ein wirklich spannendes und interessantes Handlungsgerüst rund um das Thema Götter. Nun war es für mich sehr einfach die letzten Kapitel zu lesen, obgleich Jess den einen oder anderen Liebesrückfall hatte. Die letzten Seiten las ich wie im Flug und das in sich stimmige Ende ließ mich zufrieden und neugierig auf den Folgeband zurück.

Die etwas sprunghafte Erzählweise, die ich schon in Woolfs Debüt bemängelte, ist leider auch in diesem Buch wiederzufinden. Es mangelte an fließenden Überleitungen, die dem Leser die Möglichkeit geben mit einer Szene abzuschließen. Während ich die verschiedenen Kapitel las, gab es immer wieder Ereignisse, die aus dem nichts kamen. Nicht im Sinne von aufregenden und spannenden Wendungen, sondern im Sinne von: Warum steht jetzt ein Protagonist im Mittelpunkt, der eben noch gar nicht da war? Oder: Wie ist dieser Gegenstand jetzt plötzlich im Geschehen aufgetaucht? Fragen über Fragen ...

Der Leser braucht für diese Geschichte eine sehr große Vorstellungskraft und viel Fantasie, um sich die verschiedenen Szenarien in den karg oder besser gar nicht beschriebenen Kulissen vorstellen oder selbst entwerfen zu können. Eine kleine Stütze waren hierbei die Illustrationen, die man beim Aufklappen der Buchdeckel entdecken kann.

Den literarischen Figuren fehlt es für meinen Geschmack an Tiefe. Liebend gerne hätte ich mehr über deren Persönlichkeit erfahren und über das, was sie ausmacht und welche Ereignisse sie geprägt haben. Auch bei Jess wird es manchmal angedeutet, aber man darf nie in die Tiefe ihrer Seele abtauchen. Wahrscheinlich blieb die Liebesgeschichte um Jess und Cayden für mich deshalb etwas reizlos. Woolf schreibt einiges über ihre Gefühle, jedoch blieben sie Wörter auf Papier und ich konnte sie nicht nachempfinden. Ich bin sehr gespannt, ob sich das im Folgeband ändert.

Marah Woolf hat für ihr neues Werk „GötterFunke. Liebe mich nicht“ eine gute Recherchearbeit geleistet und bietet dem Leser viele interessante Einblicke in die griechische Mythologie und einen, wenn man die ersten 200 Seiten ausblendet, spannenden Plot, der viele Leser begeistern wird.