"Gottesopfer" - ein vielversprechender Serienbeginn

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Im Januar 2007 wird in Hamburg in einer eisigen Nacht eine nackte, bis zum Skelett abgemagerte, kahlgeschorene und völlig verwirrte Frau aufgegriffen. Da sie nicht ansprechbar ist und pausenlos Bibelpassagen rezitiert, wird sie in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen.

Ein Jahr später wird der Münchner Polizist und Profiler Sam O´Connor in der Ermittlung einer grässlichen Mordserie um Hilfe gebeten: an verschiedenen Orten in Europa (Hamburg, Rom, Amsterdam, Salzburg) wurden weibliche Leichen aufgefunden. Die Frauen wurden nach mittelalterlichen Ritualen der Inquisition gefoltert und ermordet. Sam, der mobilste Ermittler, der mir bisher untergekommen ist, reist umtriebig zwischen Hamburg, Rom, Salzburg, Amsterdam, Genf und Burghausen hin und her und gewinnt allmählich Einblick in die Zusammenhänge zwischen den Mordfällen: alle Mordopfer waren im esoterischen Bereich (Kartenlegen, Wahrsagerei) tätig und bei jedem Opfer wurde eine Bibel gefinden, die aus einer bestimmten Hamburger Kirchengemeinde stammt. So gerät zunächst der zuständige Priester, Pater Dominik, ins Visier der Polizei...

Sam wird jedoch nicht nur als Polizist, sondern auch  als Privatmensch dargestellt, er kümmert sich liebevoll um seine Schwester Lily, die aufgrund langjährigen Drogenkonsums ein psychisches Wrack ist und immer wieder in der Psychiatrie untergebracht werden muss. Außerdem verliebt sich Sam in die junge Lina, die er in der Kirche von Pater Dominik kennenlernt und die ihm nicht aus dem Kopf geht, obwohl ihre Auffassungen über Gott und die Kirche sehr entgegengesetzt sind: sie ist eine gläubige Katholikin mit einem Faible für Übersinnliches, er ist überzeugter Atheist. Natürlich handelt es sich hier nicht nur um eine Liebesgeschichte, Lina wird auch in die Ermittlungen verwickelt.

In die fortlaufende Erzählung sind kursivgedruckte Kapitel mit Rückblenden in die Jahre 1985, 1990, 1995 und 2005 eingestreut. Hier wird der Leser Zeuge des bedauernswerten Schicksals eines kleinen Jungen, der von seiner Mutter so misshandelt wird, dass der Vater den Jungen schließlich (auf Nimmerwiedersehen) in einem Kloster abgibt, um dessen Leben zu retten.

Das Buch ist in relativ kurzen Kapiteln gehalten und durch die ständige Abwechslung im Hinblick auf die örtlichen und zeitlichen Ebenen äußerst kurzweilig und spannend zu lesen. Die Autorin versteht es, die verschiedenen Handlungsfäden im Griff zu behalten und zum Ende hin zusammenzuführen. Dabei werden geschickt falsche Spuren gelegt: der Leser ist zwar immer einen kleinen Schritt weiter als Sam und sein Kollege Juri, muss sich aber dennoch auf einige Überraschungen einstellen. Die Darstellung gegensätzlicher Einstellungen zur Thematik des Glaubens ohne Wertung der Autorin hat mir gefallen, ebenso die in diesem Buch vermittelten Informationen über die Hexenprozesse.

Der Schreibstil der Autorin ist nicht nur spannend, sondern auch erfrischend humorvoll, da kann man über ein paar kleinere Ungereimtheiten und Zufälle leicht hinwegsehen. ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/wink_smile.gif)

Dieses Buch hat mich sehr fesselnd unterhalten und ich freue mich auf den zweiten Krimi mit Sam O´Connor.