Hexenhammer und Schutzengel...

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parden Avatar

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Profiler Sam O´Connor erhält von Europol den Auftrag, einen brutalen Mordfall in Rom aufzuklären. Das Opfer wurde auf dem Campo dei Fiori gefesselt und verbrannt. Die körperlichen Überreste der jungen Frau sind auf groteske Weise zur Schau gestellt - als hätte der Mörder ein grausames Ritual vollzogen.
Bei seinen Ermittlungen stößt Sam auf einen ähnlichen, zwei Jahre zurückliegenden Fall in Hamburg, doch erst ein weiterer Mord in Salzburg bringt ihn auf das Motiv des Täters: Bei allen drei Frauen wurden neben einer Bibel auch Salz und Kräuter gefunden - einst gebräuchliche Mittel, um die Seelen von Hexen zu bannen. Offenbar glaubt der Serientäter, im Auftrag Gottes zu morden. O´Connor sucht fieberhaft nach dem Psychopathen, der ausgerechnet mit Lina, einer zauberhaften jungen Frau, in einer geheimen Verbindung zu stehen scheint...

O´Connor ist ein sympathisch gezeichneter Profiler, der eigentlich eher ein "einsamer Wolf" ist, weil ihm Zeit und Energie für tiefere Beziehungen fehlen. Es gibt einige Komplikationen in seinem Privatleben, die für ihn die Prioritäten in seinem Leben neben seiner Arbeit darstellen.
Die Geschichte selbst lässt sich trotz häufiger Szenenwechsel flüssig lesen und hat Potential zu einem spannenden Thriller. Elemente aus mittelalterlicher Geschichte wie Hexenverfolgung, Hexenhammer, Dominikaner-Orden und Folterwerkzeuge erhöhen die Spannung in jedem Fall. Es geht um Glaube, Kirche und Inquisition - in der Vergangenheit wie in der Gegenwart. Auch wenn es zwischendurch zu erahnen war, bleibt es bis kurz vor Ende des Thrillers unklar, wer der Täter ist.

Aber das Buch weist auch eindeutig einige Schwächen auf. So erscheint es mir nicht logisch, dass O´Connor im Grunde losgelöst von der Organisation Europol ermittelt und seinem Chef keine Berichte vorlegen oder ihn telefonisch informieren soll. Wenn der Chef anruft, ignoriert O´Connor dies entweder oder vertröstet ihn kurz angebunden und legt dann wieder auf. Auch die sonstige Arbeitsweise ist oft erstaunlich anders als die der Ermittler in anderen Krimis oder Thrillern.
Manche Aspekte oder Ermittlungsstränge werden darüber hinaus teilweise nur sehr kurz und oberflächlich angerissen; eine detailliertere Ausarbeitung hätte meiner Meinung nach der Geschichte mehr Kongruenz verliehen. Die Autorin hat zwar eindeutig zu den Hintergründen der Geschichte recherchiert, bleibt aber leider oft sehr an der Oberfläche, so dass einiges nicht ganz überzeugend wirkt. Wäre es ein Hörbuch gewesen, hätte ich die Vermutung gehabt, dass es sich um ein gekürztes Werk handelte.

Diese kleinen Mängel alleine hätten das Lesevergnügen allerdings nicht so sehr gemindert.
Ein großes Manko aber stellt für mich die Auflösung des Thrillers dar und das Ende des Buches. Ohne jetzt hier etwas verraten zu wollen - das Ganze erscheint mir derart unglaubwürdig, dass ich die letzten Seiten sehr entgeistert gelesen habe. Für mich des Mystischen und der Zufälle eindeutig zu viel! Schade...

Bis auf das "erstaunliche" Ende des Thrillers hat mich das Buch allerdings unterhalten.