Religiöser Eiferer

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mammutkeks Avatar

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Mit "Gottesopfer" legt die 45jährige Tanja Pleva, Tochter des deutschen Schauspielers Jörg Pleva, ihren ersten Roman vor. Der Held ihres religiösen Thrillers ist der Europol-Ermittler und Profiler Sam O'Connor. Dieser wird auf die vielfältigen Fälle in Rom, Hamburg und Salzburg angesetzt, bei denen Frauen auf besonders brutale Weise ermordet wurden. Was sich liest wie aus der Haarspray-Werbung "Rom - Hamburg - Salzburg, die Frisur sitzt", zieht sich insbesondere durch den ersten Teil des Romans: Schnelle Ortswechsel, viele Personen, die nur äußerst kurz eingeführt werden - und schon wieder vergessen sind.

Durch diese - teilweise überflüssigen - Ortswechsel bringt Pleva eine Geschwindigkeit in den Roman, der den Leser ein wenig schwindelig werden lässt. Ärgerlich ist, dass nicht alle aufgenommenen Spuren weiter verfolgt werden, einige Fäden nicht wieder aufgegriffen werden.

Die katholische Kirche als Hintergrund für den Thriller auszuwählen, ist sicherlich ein sinnvoller Schachzug - insbesondere in Verbindung mit der unrühmlichen Haltung derselben zu Hexenverfolgung und Inquisition. Und dass es religiöse Eiferer immer noch gibt, die im Weiblichen die Wurzel alles Bösen sehen, ist leider nicht abzustreiten.

Dennoch bleibt nach der Lektüre eine seltsam gemischte Haltung: "Gottesopfer" ist nicht wirklich gut, aber auch nicht schlecht. Viele der Konstellationen sind nur überstrapaziert - ja, vielleicht ist das das Entscheidende: Pleva bringt nichts Neues, ist nicht übertrieben brutal und blutig in ihren Schilderungen, aber auch nicht seicht und sanftmütig. Gleichzeitig sind die altbekannten Motive auch bei ihr präsent - von der allzeit bereiten Liebes- und Sexbereitschaft der Hauptfiguren bis hin zu Folterwerkzeugen und Co. aus dem Mittelalter. Gänzlich überflüssig erscheinen mir die Streifenpolizisten aus dem Prolog, auch wenn sie im Laufe des Romans nochmals - wieder in einer irrelevanten Szene - auftreten.

Fazit: Ein durchaus lesenswerter Debütroman mit einem Ermittler, in den sich vielleicht nicht nur Frau Pleva verlieben könnte, sondern auch die ein oder andere Leserin. Allerdings sollte man sich nicht unbedingt viel Neues versprechen.