Eine unnachahmliche, dunkle, poetische Reise – so empfehlenswert!

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barbaram Avatar

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„Grace“ von Paul Lynch ist 2021 im Verlag Oktaven erschienen und umfasst in der gebundenen Ausgabe 550 faszinierende Seiten – grandios übersetzt von Christa Schuenke.

Grace wird mit 14 Jahren in der dunkelsten Zeit Irlands um 1845, als eine große Hungersnot herrscht, von ihrer Mutter mit kurzgeschorenen Haaren und in Männerkleidung in die Welt geschickt, um sich fortan selbst zu versorgen. Die Mutter selbst kann all ihre Kinder nicht mehr ernähren. Die Not ist groß und in Irland leidet jeder Hunger und sucht Arbeit und viele kämpfen ums nackte Überleben. Grace lebt jetzt auf der Straße, kämpft sich durch, erlebt Schlimmes, wächst daran und gibt niemals auf, erfindet sich immer wieder neu. Sie lernt die dunkelsten Ecken der menschlichen Seele kennen – von sich selbst und ihren Mitmenschen.

Paul Lynch lässt den Leser in wirklich kunstvoller Sprache in die Seele der vorkommenden Personen blicken. Ich war stellenweise so fasziniert von der Sprache, dass ich einzelne Passagen immer wieder lesen musste und die Worte drehten und wendeten sich dabei ganz vorsichtig in meinem Kopf. An dieser Stelle muss auch Christa Schuenke erwähnt werden, die dieses Werk meisterhaft ins Deutsche übertragen hat.
Lynchs Charaktere kommen dem Leser erschreckend nahe. Sie sind komplex und tiefgründig gezeichnet und für mich war die Begegnung mit ihnen sehr intensiv. Die vorherrschende Atmosphäre im Buch ist oft sehr dunkel, da sie von viel Elend, furchtbaren Erlebnissen, Not, Tod, Gewalt und unzähligen harten Blicken in die menschlichen Abgründe gezeichnet ist und dies muss man als Leser mögen.
In mir wirkt die Geschichte sehr nach und ich möchte sie auf keinen Fall missen.
Paul Lynch ist für mich eine ganz große Entdeckung.

Ich spreche ein glasklare Leseempfehlung aus.