Habe mir etwas anderes versprochen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
aoibheann Avatar

Von

Wir schreiben das Jahr 1845 in Irland. Das Land leitet unter der Missernte des Sommers. Die Versorgungslage ist schlecht, die Menschen hungern. Jeder zusätzliche Esser macht die Situation in den Familien noch brenzliger. Das bekommt auch die 14 jährige Grace zu spüren. Drei jüngere Brüder hat sie, ein weiteres Familienmitglied ist unterwegs. Ihre Mutter trifft daher eine folgenschwere Entscheidung. Sie zieht Grace Männerkleidung an, schneidet ihr die Haare ab und wirft sie aus dem haus. Mit ihren wenigen Habseligkeiten zieht Grace nun durch ein hungerndes Land, als eine von vielen Bettlern. Auf der Suche nach etwas Essbarem, nach einem Schlafplatz, einer Arbeit. Mal alleine, mal in Gesellschaft schlägt Grace sich durch. Mal mehr und mal weniger erfolgreich. Hunger und Leid sind stetige Begleiter. Immer im Unwissen, was der nächste Tag bringen wird und ob sie ihn überhaupt erleben wird. Auf ihrer Wanderung trifft Grace verschiedene Menschen mit ihren ganz eigenen Lebensgeschichten und muss sich mitunter gefährlichen Situationen stellen.

Der geschichtliche Hintergrund zu dem Buch ist mir nicht ganz unbekannt, daher war ich sehr gespannt auf Paul Lynchs Roman. Vollkommen begeistert bin ich von der Geschichte leider nicht. Sprachlich finde ich das Buch durchaus gelungen, weil der Autor es absolut versteht eine düstere und beklemmende Athmosphäre zu erzeugen und die gesamte Palette der menschlichen Verhaltensweisen aufzeigt. Andererseits finde ich grade dadurch viele Szenen auch sehr langatmig. Besonders dann, wenn Grace' Bruder sich zu Wort meldet und über das Leben allgemein philosophiert. Dann kippte das eigentlich gute Konstrukt und es wirkte auf mich zu überfrachtet. Und ich musste mich dann tatsächlich zu überwinden um weiterzulesen. Die Thematik an sich ist schon keine leichte Kost, insgesamt gesehen ist "Grace" kein Buch, dass sich mal eben nebenher lesen lässt.
So interessant der Klappentext auch klingt und so vielversprechend die ersten Seiten im Laden auch klangen, ich habe mir von dem Buch etwas anderes erhofft. Es wird keines meiner Jahreshightlights werden.