Roman mit Poesie, aber auch Realitätsgewalt

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sonnenblumenkind70 Avatar

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Irland steckt im Jahre 1845 und die Folgejahre in einer großen Krise von Hunger und Not. Keine Ernten, keine Arbeit und keine Lebensmittel bringen die Menschen an ihre Existenzgrenzen. In dieser Zeit lebt das junge Mädchen Grace mit ihren Eltern und Geschwistern. Aufgrund der großen Familie, die ernährt werden will, fasst die gerade einmal 14jährige Grace den Entschluss, sich auf eine Reise zu begeben, um Lebensmittel und Geld zu verdienen. Ihre Reise wird zu einer Odyssee. Sie begegnet Menschen, die ihr helfen, einmal mehr, auch mal weniger. Aber sie muss auch Gewalt und Tod auf ihrer Reise erleben. Ob sie es am Ende schafft, mit Geld und Gütern nach Hause zu kommen, wird zu einer großen Kraftanstrengung und Herausforderung für Grace, die mitten aus ihrer Kindheit gerissen wird.
Paul Lynch erzählt eine Geschichte über eine Zeit, die einen an Krieg oder Dürre in einem warmen Land auf der Südhalbkugel erinnern. Wenn Menschen nicht mehr weiter wissen, um zu überleben. Welche Last diese Menschen auf sich zu nehmen, um zumindest eine Kante Brot am Tag essen zu können. Lynch setzt diese Zeit um 1845 in eine Szene, die grau, bitterlich und traurig ist. Menschen sterben und üben Gewalt aus. Die Protagonistin Grace begibt sich auf diese Odyssee, um ihrer Familie zu helfen. Sie findet halt, indem sie in Zwiesprache mit ihrem Bruder Colly ist. Colly ist in ihrem Kopf, um diese Reise zu ertragen. Eigentlich ist Grace zu jung, um sich zwischen Männern zu behaupten. Lynch stellt Grace einerseits als starkes Mädchen mit ihrer Willenskraft und Mut dar, aber andererseits ist sie naiv dar, was der Zeit geschuldet ist, wenn man in kinderreichen und ärmlichen Familienverhältnissen aufwächst. Aufklärung über Geschlecht und das Leben finden nicht statt. Mit einer poesiehaften Sprache erzählt der Autor teilweise in bildgewaltigen Szenen eine Zeit aus Hunger, Tod und Gewalt, die man selbst nie erleben möchte. Er spart nicht mit Beschreibungen, die diese Zeit so real darstellt, als wenn man selbst mitten drin stehen würde.
In die Sprache des Autors musste ich anfangs erst einmal hinein kommen. Sie war nicht in meiner sonstigen Sprache, die ich sonst im Sprachton und Rhythmus lese. Dieser Roman nimmt einen mit, und lässt nicht los, obwohl er manchmal in die Länge gezogen ist meiner Meinung nach. Manch ein Moment ist nüchterner und starker Tobak, weil sie so bildgewaltig sind. Nach so einem Roman braucht man erst einmal eine Lesepause, um diesen zu verdauen.